Montag, 15. Dezember 2008

Once I loved

In meinen besten, auch gesellschaftlich bewegtesten Jahren bin ich am liebsten im Bett geblieben. So habe ich prinzipiell alles verpennt, was ansonsten den Gesamtgeist und das kollektive Unterbewußte meiner Generation ausmacht.
Jetzt, wo ich über den Berg bin, der Lack ab ist und Polen trotzdem noch nicht ganz verloren, da gehe ich hin und wieder auch schon mal vor die Tür. Auch ist es sehr befreiend, nicht mehr ständig so lüstern angesehen zu werden, mit 50 plus interessieren sich die jungen Dinger einfach nicht mehr so für einen, man muß also nicht gleich hinter jeder weiblichen Regung eine niedere Triebfeder vermuten, wird man nach der Uhrzeit gefragt oder nach dem Weg, dann wollen die Damen das sehr wahrscheinlich wirklich wissen und nicht bloß nur irgendwie fadenscheinig mit mir ins Gespräch kommen. Sicherlich, ein paar gibt es immer, die sich selbst dabei noch denken, mhm, wie wäre das wohl, könnte der überhaupt noch, aber auf die sollte man sich um Himmels willen auf gar keinen Fall einlassen, denn mit Vaterkomplex fährt es sich nicht gut, allerhöchstens vor die Wand und wer will da schon hin?
Sowieso geht mir die Bewunderung in unserer Gesellschaft völlig in die falsche Richtung, dieser Trend hin zur Jugend, vierzigjährige, eigentlich gestandene Frauen wollen aussehen wie ihre eigenen Töchter, so ein Schwachfug, die Jugend sollte sich vielmehr nach dem Alter sehnen, hoffen, endlich alt zu werden, nicht mehr so aufgepeitscht und selbstbezogen durch das Nachtleben torkeln zu müssen.
Diese scheinheilige Ernsthaftigkeit, dieses unverschämt-ungestüme Verhalten, dieses fundamentalistisch Weltverbesserische, diese Gefühlsduseligkeit bei gleichzeitiger Gedankenschwäche, jedes bißchen Verknalltsein wird von ihnen gleich zur größten Liebe aller Zeiten stilisiert und so weiter, all das mochte ich an den jungen Menschen nie leiden, sogar dann nicht, als ich selbst noch jung war.
Darum auch die Jahre im Bett.
Inzwischen aber, wenn der Himmel bewölkt ist und ein kalter Wind einem das Oberstübchen angenehm freipustet, da finde ich es sogar gelegentlich recht schön unter freiem Himmel. Erst vorgestern saß ich auf einem Holzbänkchen auf dem Friedhof und suchte mir in Gedanken schon mal vorfreudig ein schönes Plätzchen aus. Für später.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Äh, halt. Ich dachte, du wärst 8 und nicht 50+ ?!
Ich glaube, ich fühle mich von diesem Blog ... hintergangen!