Samstag, 28. April 2007

Oettingers Geschichtsstunde

Adolf Hitler war mehr als nur ein großer Politiker. Seine Person steht für beinahe 100 Jahre deutscher Zeitgeschichte!
Anders als in einigen Nachrufen zu lesen, gilt es festzuhalten: Adolf Hitler war kein Nationalsozialist. Im Gegenteil: Er war ein Gegner des NS-Regimes. Allerdings konnte er sich den Zwängen des Regimes ebenso wenig entziehen wie Millionen Andere.
Wie viele andere Menschen, die das Dritte Reich erlebt haben, ist Hitler schicksalhaft in Situationen hineingeraten, die den Menschen heute zum Glück erspart bleiben.
Für mich und meine Generation ist es leicht, die Kriegszeit zu beurteilen. Vielleicht aber in Wahrheit schwer oder auch unmöglich, weil wir sie nicht erleben mußten. Und wir nicht ermessen können, wie brutal und diktatorisch die Umstände damals gewesen sind.
Hitler hat den Nationalsozialismus immer verachtet. Er war ein Mann der Tat, der keinerlei Herausforderung scheute. Und Herausforderungen gab es damals, nach dem Ersten Weltkrieg, mehr als genug. Das Land war zerstört. Es fehlte schlichtweg an allem. Die Not war unbeschreiblich. Man mußte anpacken. Und Adolf Hitler hat angepackt.
Auch war es ihm stets wichtig, daß Inhalte für Bildung nicht zu kurz kamen. Mut zur Erziehung – so hat sein damaliges Wort gelautet und Mut zur Erziehung ist heute aktuell wie damals.
Adolf Hitler hat früh erkannt, dass die dogmatisch antiautoritäre Erziehung, die an anderen Orten gefordert worden ist, ein – wie er sagte – ideologischer Irrläufer war. Er ist dafür von Manchen scharf angegriffen worden. Aber er hat hier mit Sicherheit Recht behalten, dies stellt sich heute mehr denn je heraus. Familie, Disziplin, Ordnung, Patriotismus – all das, wofür er sein Leben lang eintrat, erfährt heute eine neue Wertschätzung.
Bekanntlich ist nur der wirklich tot und vergessen, der aus den Herzen und der Erinnerung der Menschen verschwindet. Ich bin sicher: Adolf Hitler wird weiterleben – in unseren Herzen, in unserer Erinnerung und mit seinem politischen Lebenswerk für uns und die nächsten Generationen.

Samstag, 21. April 2007

Orgi und Alice

Aus Versehen saß ich Esel neulich mal wieder vor dem Fernseher anstatt meine viel zu große Nase lieber mal in ein gutes Buch zu stecken. Nun denn, hinterher ist man immer schlauer.
Was ich dort sah, erfüllte mich mit Schrecken. Da saß ein kleiner dicker Junge mit Sonnenbrille und wurde von einer bösartigen älteren Frau gnadenlos niedergewalzt. Sie nannte sich Moderatorin, aber Mäßigen war ganz offensichtlich ihre Sache nicht.
Sie hörte auch sonst nicht zu, ließ ihre Gäste nicht ausreden und schenkte am liebsten ihren eigenen Argumenten Gehör. Irre gut kamen dabei auch ihre Suggestivfragen. Klischees und Vorurteile sind dazu da, um sie zu pflegen. Die Spanische Inquisition hatte ich nicht erwartet.
Auf den kleinen dicken Jungen hatte sie es, wie gesagt, besonders abgesehen. Der war der offensichtliche Sündenbock dieser Veranstaltung und sowieso an allem schuld.
Ich mache aber auch Sachen mit anderem Hintergrund, wimmerte der süße Kleine, dem man am liebsten einen Keks und einen heißen Kakao angeboten hätte. Und weiter maunzte er: Das ist eine Art Kunst. Und soll so ein bißchen Partystimmung erzeugen.
Na gut, jedem seine Meinung.
Partystimmung kam jedenfalls auf, als eine nebenan sitzende Ärztin von elfjährigen Mädchen erzählte, die den Jungs aus ihrer Klasse bereits einen geblasen hätten.
Die Tante resümierte: Unsere Generation hat noch nicht mitbekommen, was die Jugend heute alles erfährt und wie weit sie unserer Hilfe bedarf.
Ja gut, also zu meiner Zeit hat man sich auch noch mal hin und wieder mit seinen Kindern unterhalten, da kann man schon mal ein bißchen was von denen erfahren. Das scheint aber wohl heute nicht mehr Usus zu sein. Na ja, Schwamm drüber.
Nun kommt die Sprache auf mangelnde Kommunikation in den Familien. Der dicke Junge will dazu was sagen, man fährt ihm aber über den Mund. Schön, wie vorbildlich das mit der gepredigten Kommunikation hier klappt.
Auch sehr geil: Tochter wird mit zwölf schwanger, und ihre Mutter weiß nicht mal, daß sie überhaupt schon Sex hatte. Scheint sich also um ein echt gutes Familienverhältnis zu handeln. Das Töchterchen, so wird erklärt, wollte Anerkennung von den Jungs bekommen. Gut, das geht auch MIT Kondom, aber so weit denkt man vielleicht mit zwölf noch nicht.
Und dann war da auch noch ein Sexualforscher, der seit nachgewiesen fünfzehn Jahren selbst keine Erektion mehr hatte, trotzdem aber einen glasklaren Zusammenhang sah zwischen sozialer Verwahrlosung, harten Pornos und der Musik des kleinen dicken Jungen. Jaja, schuld sind immer die anderen, ein beliebtes Topic in Deutschland, von jeher.
Irgendwann sagte die alte Moderationshexe, die kurz zuvor noch eben schnell ein Vergewaltigungsopfer lüstern und mediengeil vorgeführt hatte: Ihnen ist schon klar, daß das ziemlich menschenverachtend ist? Ich horchte auf und dachte kurz, sie spreche von ihren eigenen Verhörmethoden. Sie meinte dann aber doch nur wieder den Dicken mit der Sonnenbrille.
Über den Rest der Veranstaltung, die sich noch ein Weilchen hinzog, kann ich leider nichts mehr sagen. Zu dem Zeitpunkt schaltete ich nämlich um. Auf die Sexy Sport Clips. Da weiß mann, was mann hat. Cheers.

Samstag, 14. April 2007

One for Frau Pauli and one more for the road

Es war schon spät, als wir endlich daran gingen, des Pudels Kern anzusprechen. Weder Frau Pauli noch ich waren zu dieser Uhrzeit noch nüchtern, geschweige denn fahrtauglich. Der ein oder andere Bourbon hatte uns angriffslustig aufeinander werden lassen und uns die Zungen gelöst.
Gabi, setzte ich unumwunden an, ich glaube, du hast dich ein bißchen hinreißen lassen in letzter Zeit.
Inwiefern? hakte sie nach und sah mir dabei direkt in die Augen.
Na, meinte ich zögerlich, dieser ganze Ruhm und die plötzliche Aufmerksamkeit, das war vielleicht etwas zu viel für dich.
Das ist wieder typisch für euch Pressefuzzis, giftete sie daraufhin zornig und bestellte beim Barkeeper noch einen Schnaps. Der hatte eigentlich keine rechte Lust, uns beiden Nachteulen noch was auszuschenken, tat es dann aber doch. Auch er wollte irgendwann noch mal nach Hause kommen.
Aber, Gabi, setzte ich noch mal an, ich meine es doch gar nicht bös mit dir. Außerdem machst du es dir auch ein bißchen einfach, wenn bei dir immer an allem die Presse Schuld ist. Wenn eine Provokation als Provokation wahrgenommen wird...
Was heißt hier Provokation? unterbrach sie mich barsch. Das waren doch nur Latexhandschuhe!
Natürlich, Gabilein, sicher, aber eine Inszenierung bleibt eine Inszenierung.
Und was soll ich deiner Meinung nach tun, Hasilein? fragte sie, jetzt wieder deutlich ruhiger und weniger auf Krawall gebürstet, dafür scheinbar mehr auf einen Flirt aus.
Nun, ich weiß nicht, ich meine, Bayern wird dir auf ewig dankbar dafür sein, daß du Don Edmund, die alte Flachzange, endlich vom Hof gejagt hast. Aber andererseits werden seine Capos und Schutzgeldeintreiber, diese frauenfeindliche Altherrenriege, dir gerade das niemals verzeihen. Für die wirst du immer die karrieregeile Provinznudel bleiben. Und: Man kann seine Partei nicht erpressen. Laß es einfach ein bißchen ruhiger angehen in den nächsten Wochen.
Und wie stellst du dir das vor? erkundigte sie sich. Deutschland braucht mich doch!
Ich setzte meinen besten Harrison-Ford-Blick auf und sagte frei heraus: Ich brauche dich aber auch, Süße. Wir könnten nach Mallorca fahren und dort im Pool plantschen. Nur sag bitte der BUNTEN nichts davon. Das könnte nämlich nach hinten losgehen.
Gabi nickte. Das verstand sie.
Dann fragte sie mit ihrem bezauberndsten, alkoholgeschwängerten Lächeln: Nur du und ich?
Ja, Baby, nur du und ich.
Klingt gut, meinte sie und trank mit einem großen selbstbewußten Schluck ihren Bourbon aus. Soll ich auch die Latexhandschuhe einpacken?
Frau Pauli, antwortete ich, während ich mir den Trenchcoat zurechtzog und den Kragen hochstellte, ich bitte darum.

Sonntag, 8. April 2007

Schattenboxen mit Onkel Henry

Es ist jetzt eine Woche her, da konnte man mal wieder erleben, daß zwei Leute, die dasselbe sehen, noch lange nicht auch zum gleichen Urteil über das betrachtete Spektakel gelangen müssen.
Die Meinungen über Henry Maskes letzten Auftritt gingen weit auseinander. Hier hörte man jemanden von einer taktischen Meisterleistung sprechen – und nebenan hatte ein anderer einfach nur einen Scheiß-Kampf gesehen. Manche waren sogar, das Hirn wohl von zuviel Blenis mit viel saurer Sahne aufgeschwemmt, dazu hingerissen, Meister Maske auf eine Stufe mit Max Schmeling zu stellen. Nur hat der auch mal, und das macht den Unterschied, gegen ernsthafte Gegner gekämpft und sich nicht immer nur Fallobst vor die Fäuste schieben lassen.
Ein einziges Mal war der Gentleman in seiner Karriere, wohl aus Versehen, an einen richtigen Boxer geraten – er verlor prompt und beendete seine Laufbahn. Zehn Jahre danach aber hatte Maske noch immer nicht die Rampensau in sich selbst niedergekämpft, und so ging er allen Leuten, die es nicht hören wollten, so lange auf den Sack, bis eine ganze Nation weichgeklopft und bereit für einen überflüssigen verspäteten Rückkampf war.
Da hat einer gnadenlos seinen kleinen Egotrip durchgezogen, im Vorfeld geschickt mit sauber lancierten Berichten in der BILD-Zeitung das bundesdeutsche Interesse angeheizt und durfte dafür dann auch noch einen nicht zu verachtenden Batzen Kohle einsacken. Dafür Respekt, mein Lieber.
Der Kampf selbst? Sportlich betrachtet mehr als entbehrlich. Zwei alte Männer in kurzen Hosen fäusteln um sich herum, ohne den Gegner entscheidend zu treffen. Von Anfang an schlugen die beiden Kontrahenten ein, nun ja, eher bedächtiges Tempo ein. Über weite Strecken kam die Bewegung im Ring zum völligen Erliegen. Es wurde angedeutet, sich mit den Handschuhen gegenseitig Luft zugefächert, schattengeboxt und jedwede Aktion des Gegners großräumig unterbunden.
Auf recht überschaubarem Niveau neutralisierten sich hier zwei ehemalige Sportler, die ihre besten Zeiten noch im letzten Jahrtausend gesehen haben. Auch gab es in zwölf Runden genau einen Wirkungstreffer – und der rührte dann auch noch von einem unabsichtlichen Kopfstoß.
Erst nach der aberwitzigen Urteilsverkündung, bei der sich zwei der drei Ringrichter als nicht ernstzunehmende Jubelperser outeten, zeigte Maske, was wirklich in ihm steckt: Er hechte wie vom wilden Affen gebissen aus dem Ring runter zu seiner Frau ins Publikum und zeigte dort, in einer von Kameras umringten und durchweg perfekt inszenierten Liebesbekundung, mehr Einsatzwille und Biß als in den gesamten vorangegangenen lähmenden 36 Minuten Kampfzeit.
Für Freunde der Operette bot RTL (der Sender, der sich nicht mal zu schade dafür war, Virgil Hills abschließenden Kommentar: Ich habe kein Mittel gefunden, mehr als frei zu übersetzen mit: Henry war einfach zu stark für mich) also ein durchaus ansprechendes, wenn auch mit Sport an und für sich wenig zu tun habendes Rahmenprogramm.
Was bleibt: Ein langweiliger, ein schlechter Kampf, aber, gottlob, wenigstens ohne ernsthafte Verletzungen. Immerhin dies mag wohl dem ein oder anderen ebenfalls orientierungslosen Mittvierziger ein wenig Mut machen, es doch noch mal mit einem hübschen kleinen sportlichen Abenteuer zu versuchen. Das wäre immer noch besser, als samstagabends vor dem Fernseher auf der Couch zu hocken und... ja genau.

Montag, 2. April 2007

Die alte Frau Lavigne

Die alte Frau Lavigne kam mit ihrer Rente hinten wie vorne nicht hin. Darum hatte sie vor einiger Zeit eine Putzstelle angenommen.
Es war nicht einfach, aber es ging. Abends tat ihr vom vielen Bücken meist der Rücken weh. Der Schrubber war leider nicht in der Höhe verstellbar, und so hing Frau Lavigne oft wie ein Affe auf dem Schleifstein oder wie Axel Stein beim Rollhockey über dem Besen.
Doch was tat man nicht alles für die paar Kröten? Die Zeiten waren nicht leicht für alleinstehende Rentnerinnen.
Und ihr Wellensittich, der Hansi, war ihr da auch keine große Hilfe, denn der weigerte sich standhaft, Zeitungen auszutragen und dadurch ein bißchen Geld zu verdienen, um etwas zum gemeinsamen Haushaltskonto beizusteuern.
Die Lavigne hatte ihn aber trotzdem lieb, den sturen Piepmatz.
Eines Samstagmorgens begab es sich nun, daß es bei der alten Frau Lavigne an der Tür klingelte.
Nanu, wunderte sie sich, denn sonst klingelte nie einer bei ihr, und sie war auch schon total vereinsamt über die Jahre, wer mag das wohl sein? Sie betätigte den Türöffner und lauschte in den Hausflur hinein.
Fünf Stockwerke tiefer, denn Frau Lavigne wohnte in ihrem unsanierten Altbau ganz oben unterm Dach, hörte sie eine vertrauenserweckende Stimme rufen: Pooohooost!!
Post? Für mich? wunderte sich die Lavigne nun noch umso mehr, wer mag mir denn da wohl geschrieben haben? Ihr lang verschollen geglaubter Sohn Manfred etwa, der sich zuletzt als Missionar in Papiertiger-Guinea verdingt hatte? Der ließ doch sonst nichts von sich hören.
Aber vielleicht hatte er ja in den letzten zwanzig Jahren ein total schlechtes Gewissen bekommen und wollte nun seiner Mama schreiben, wie leid ihm das alles täte. Ja, das könnte es sein.
Also streifte die alte Frau Lavigne schnell ihre Holzschuhe über und rauschte mit einem Affenzahn die fünf Stockwerke runter zum Briefkasten. Affenzahn ist in diesem Zusammenhang nur sinnbildlich zu verstehen, denn ganz so affig ging es mit Mitte 80 nun auch bei ihr nicht mehr zu. Aber für ihre Verhältnisse war sie an diesem Morgen schon noch gut beieinander.
Völlig außer Atem und kurz vor dem Herzklabuster stehend, erreichte sie das Erdgeschoß und stürmte dem dort herumlungernden Briefträger entgegen, der lässig an die Hauswand gelehnt war und vergnüglich ein Zigarettchen rauchte.
Als ihn die alte Frau Lavigne erwartungsvoll ansah und voll der Freude ihre Post entgegennehmen wollte, lachte sich der Briefträger nur grün und blau und scheckig und rief: Avril! Avril!
Die Post ist mittlerweile auch nicht mehr das, was sie mal war.