Dienstag, 30. Dezember 2008

Zweites Halbjahr 2008

ABBA. Alyssa Milano. Angelina Jolie. Ashlee Simpson. Athen.
Bagdad. Bangkok. Barack Obama. Bebo Valdés. Bolivien. Brad Pitt. Britney Spears. Burma.
Carrie Bradshaw. China. Condoleezza Rice. Cristiano Ronaldo.
The Dark Knight.
Ein Quantum Trost.
Feuerwerk. Finanzkrise. Finnland. Frohe Weihnachten.
George W. Bush. Georgien. Gletscher auf dem Mars. Die globale Erwärmung.
Halloween. Herbst. Hillary Clinton. Hurrikan.
Ingrid Betancourt.
Jennifer Aniston. Jennifer Hudson. Jet-Pack. Johnny Depp. Jordin Sparks.
Kambodscha. Kanada. Kongo. Königstiger. Kung Fu Panda.
Lewis Hamilton. Lindsay Lohan.
Madonna. Madagascar 2. Martti Ahtisaari. Michael Jackson. Michael Phelps. Miriam Makeba. Mumbai.
Nancy Pelosi. NASA. New Orleans. Nobelpreis.
O. J. Simpson. Ökologischer Fußabdruck. Olympische Spiele Peking. Oprah Winfrey.
Pakistan. Palästina. Paul Newman.
Rafael Nadal.
Schengener Abkommen. Schmetterling. Schneemann. Schwarzes Loch. Shakira. Smartphone. Somalische Piraten. Sonnenfinsternis. Storch.
T-Mobile G1. Teilchenbeschleuniger. Thailand. Tour de France. Tropensturm.
Ukraine. Urknall. US-Präsidentschaftswahlen.
Waldbrand. Wall-E. Wasser auf dem Mars. Weihnachts-Wallpaper. Wimbledon. Winter.

Dienstag, 23. Dezember 2008

Jahrestag

Heute abend werde ich romantisch, denn es ist Jahrestag.
Heute vor einem Jahr gab mir meine Angebetete ihr Nein-Wort. Unmißverständlich war das. Und doch werde ich sie nie vergessen. Es waren interessante Regentage.
Die Brüste von Naomi Watts auf meinem Computerbildschirm sind alles, was mir noch geblieben ist. Und der alte Seesack an der Wand neben dem Pferdehalfter ist gar kein Seesack, sondern stellt sich bei genauerer Betrachtung als ein vertrocknetes Flußpferdskrotum heraus. Die Wunder der Tierwelt, zum Greifen nah und doch so fern.
Irgendwann kam ich heute nach Hause. Wohin soll ich auch sonst? An die Hauswand war da mit Edding geschrieben: I love Fatma. Super, dachte ich da bei mir, I love nichts.
Ich bin ein blöder Idiot, dem niemand mehr den Kopf streicheln mag. Es gibt keine Liebe mehr unter den Menschen. Über ihnen aber auch nicht.
Dabei ist doch zauberhaftösestes Wetter an der Fensterscheibe, von draußen. Ich bleibe aber trotzdem lieber drin, drum und dran und hangele mich durch meine Erinnerungen.
Es war im letzten Winter. Niemals wieder war mir so warm wie da. Ich hatte Tuberkulose, ohne es zu wissen. Gesagt war schon alles, erreicht so gut wie gar nichts.
Ich nahm noch mal meinen ganzen Pennälercharme zusammen und versuchte es mit einem Bild aus der Zoologie: Das Bestäuben, meine Süße, nutzt doch beiden, der Pflanze und der Biene.
Die Süße neben mir machte jedoch bloß ein verächtliches Gesicht, wozu bei ihrer Visage nicht viel gehörte, rückte von mir ab und gab dem Kellner ein ebenso umständliches wie unmißverständliches Zeichen. Zahlen, Aufbruch. Bitte. Danke. Scheinbar wollte sie partout nicht von mir bestäubt werden.
Zur Entspannung der Situation erzählte ich ihr ein bißchen was vom Dritten Reich. Sie meinte nachher nur so: Früher war es echt krass zu leben.
So gingen wir dann auseinander und sahen uns niemals wieder.
Selbst heute kann es noch manchmal echt krass sein.

Montag, 15. Dezember 2008

Once I loved

In meinen besten, auch gesellschaftlich bewegtesten Jahren bin ich am liebsten im Bett geblieben. So habe ich prinzipiell alles verpennt, was ansonsten den Gesamtgeist und das kollektive Unterbewußte meiner Generation ausmacht.
Jetzt, wo ich über den Berg bin, der Lack ab ist und Polen trotzdem noch nicht ganz verloren, da gehe ich hin und wieder auch schon mal vor die Tür. Auch ist es sehr befreiend, nicht mehr ständig so lüstern angesehen zu werden, mit 50 plus interessieren sich die jungen Dinger einfach nicht mehr so für einen, man muß also nicht gleich hinter jeder weiblichen Regung eine niedere Triebfeder vermuten, wird man nach der Uhrzeit gefragt oder nach dem Weg, dann wollen die Damen das sehr wahrscheinlich wirklich wissen und nicht bloß nur irgendwie fadenscheinig mit mir ins Gespräch kommen. Sicherlich, ein paar gibt es immer, die sich selbst dabei noch denken, mhm, wie wäre das wohl, könnte der überhaupt noch, aber auf die sollte man sich um Himmels willen auf gar keinen Fall einlassen, denn mit Vaterkomplex fährt es sich nicht gut, allerhöchstens vor die Wand und wer will da schon hin?
Sowieso geht mir die Bewunderung in unserer Gesellschaft völlig in die falsche Richtung, dieser Trend hin zur Jugend, vierzigjährige, eigentlich gestandene Frauen wollen aussehen wie ihre eigenen Töchter, so ein Schwachfug, die Jugend sollte sich vielmehr nach dem Alter sehnen, hoffen, endlich alt zu werden, nicht mehr so aufgepeitscht und selbstbezogen durch das Nachtleben torkeln zu müssen.
Diese scheinheilige Ernsthaftigkeit, dieses unverschämt-ungestüme Verhalten, dieses fundamentalistisch Weltverbesserische, diese Gefühlsduseligkeit bei gleichzeitiger Gedankenschwäche, jedes bißchen Verknalltsein wird von ihnen gleich zur größten Liebe aller Zeiten stilisiert und so weiter, all das mochte ich an den jungen Menschen nie leiden, sogar dann nicht, als ich selbst noch jung war.
Darum auch die Jahre im Bett.
Inzwischen aber, wenn der Himmel bewölkt ist und ein kalter Wind einem das Oberstübchen angenehm freipustet, da finde ich es sogar gelegentlich recht schön unter freiem Himmel. Erst vorgestern saß ich auf einem Holzbänkchen auf dem Friedhof und suchte mir in Gedanken schon mal vorfreudig ein schönes Plätzchen aus. Für später.

Montag, 8. Dezember 2008

Pamela Kamelhaar

Ein Gebiß klapperte spratzend in die Gemüseschatulle. Der Ghost Rider fuhr unterdessen im Hühnerstall Motorrad.
Da betrat Pamela Anderson die Buchhandlung.
Guten Tag, sagte sie.
Dem jungen Dickensäck fielen bei ihrem Anblick beinahe die Augen aus dem Schädel.
Stört es Sie, wenn ich rauche? fragte Pamela ihn nun.
Ach, das ist mir Titte, sagte Dickensäck, der mit seinem Blick an ihrem beeindruckenden Ausschnitt festhing, um sich dann aber doch hastig zu verbessern: Ich meine natürlich Latte. Und weiter, um auch von dieser Zweideutigkeit herunterzukommen: Also, es stört mich gar nicht.
Daraufhin zeigte sich Pamela, die bei weitem nicht so blöd war wie blond, zu Recht ein wenig pikiert. Sie hatte den lüsternen Braten wohl gerochen und ließ sich deshalb lieber von Dickensäcks Kollegin, Fräulein Densing, beraten.
Der geknickte Dickensäck verkrümelte sich abends frustriert in seine Bude. Es war nicht unbedingt das Kempinski, wenn Ihr so wollt.
In der ganzen Wohnung roch es nach Lavendel und Kotze. Die neue Trendfarbe war Gelb. Die Mark war bloß noch fünfzig Cent wert. Das waren die bitteren Realitäten des Lebens.
Im Eisfach lag noch ein ungelutschtes Toffifee. Das mußte die Vormieterin vergessen haben. Die war vor zehn Jahren weggezogen.
Die Nachbarin von oben hatte im Waschkeller schon wieder ihre BHs aus echtem Kamelhaar zum Trocknen aufgehängt. So richtig geil machte das aber auch bereits lange keinen mehr.
Und wenn es draußen grün wird, fallen Dickensäck nur noch Zwiebeln ein, und jeder Mensch kriegt dann ein Geschwür.
Frustriert und zu betrübt für Onanie legte er sich unters Bett. In der Gesellschaft der dort ansässigen Wollmäuse wurde ihm wieder ein wenig wohler zumute.
Wir lernen daraus, daß es besser ist, nicht zu saugen als überhaupt gar keine Haustiere zu haben.

Dienstag, 2. Dezember 2008

Elahu Bommelmeier rides again

Wie ein Hund leben, das möge, wer da kann. Er, Elahu Bommelmeier, der große Zampano und Stellvertreter vom Dämonenmax, kann es nicht.
Seine Arbeitslosenunterstützung hatte er sich schließlich rechtmäßig ergaunert. Auf diesen Luxus will er nun nicht mehr verzichten müssen.
Freilich, er gab es gern offen zu: Er war scheiße und konnte gar nichts. Das tat er allerdings auf einem sehr hohen Niveau.
Man sah es Elahu nicht unbedingt an, doch er war schwerstens intellektuös. Seine Vormieterin hatte deswegen auch ein wenig Angst vor ihm, wohl aus Sorge, sie könne sich damit bei ihm identifizieren. Doch er war immer sehr vorsichtig, auch und gerade, was Frauen anbelangt. Man steckt schließlich nicht drin. Gott sei’s gedankt.
Das Feuer seiner Lenden loderte lediglich beim Anblick des Werbeprospekts mit den Sonderangeboten. Bei diesen Preisen mußte man einfach zugreifen.
Jedoch war Elahu vorgewarnt. Das letzte Mal, als er sich einfach so das genommen hatte, wonach ihm der Sinn stand, hießen sie ihn für fünf Jahre ins Gefängnis einzufahren. Da tat er dann auch, wie ihm geheißen. Er war doch ein braver Junge.
Auf dem Heimweg vom Arbeitsamt wurde er anderntags von einem wildgewordenen Rudel Snickers angegriffen. Die ganze Welt schien langsam komplett verrückt zu werden.