Sonntag, 24. August 2008

Glückwunsch, Sie sind durchgefallen

Student, das ist eine selten blöde Frage. Professor, es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten. Wie müßte denn Ihrer Meinung nach die intelligente Version dieser meiner Frage lauten?
Student, Sie müssen noch viel lernen. Professor, Sie werden es kaum glauben, aber genau deshalb bin ich hier: Weil ich von Ihrem glorreichen Wissen profitieren möchte.
Ach, Kerl, du bist schon im 14. Semester? Und wann willst du mal fertig werden? Also, Schnepfe, noch nehme ich Vorschläge entgegen. Zwanzig Semester, dreißig Semester – wer bietet mehr?
Und, Kerl, was macht man später so als Volkswirt? Wie der Name schon sagt, Schnepfe: Völker bewirten natürlich.
Und, Kerl, was macht man später so als Anglist? Wie der Name schon sagt, Schnepfe: ich gehe angeln.
Und, Kerl, was macht man später so als Germanist? Arbeiten, Schnepfe. Geld verdienen.
Wie, Mitarbeiter? Sie wollen schon gehen? Ist doch erst 18 Uhr? Ja, Chef, ich bin grad mal in der Mittagspause. Bis später!
Mitarbeiter, wieso ist das noch nicht fertig? Ach, Chef, wäre es Ihnen denn lieber, wenn ich einen unausgegorenen Schnellschuß abliefere?
Mitarbeiter, mehr haben Sie in der ganzen Zeit nicht geschafft? Oh doch, Chef. Viel mehr. Ich habe zehn Anrufe entgegengenommen, drei Kollegen bei ihren PC-Problemen geholfen und den Drucker von seinem Papierstau befreit. Nennen Sie mich Superlupo!
Mitarbeiter, Sie sind ein echter Totalversager. Chef, was sind Sie doch für ein guter Beobachter.
Mitarbeiter, sofort aufhören! Chef, ich würde uns beiden den Gefallen ja gerne tun, aber wir sollten in dieser Situation nicht nur an uns selbst denken.
Mitarbeiter, Sie sind ein fauler Sack. Aber nehmen Sie das jetzt bitte nicht persönlich. Wie soll ich es denn Ihrer Meinung nach nehmen, Chef?
Na also, Mitarbeiter, geht doch! Sie meinen also, Chef, daß ich beim ersten Versuch aus purer Böswilligkeit nicht all mein Können eingesetzt habe?
Schön, Sie kennenzulernen, Kerl. Die Freude ist ganz Ihrerseits, Kollege.
Kerl, immer müssen wir für dich Extrawürste braten. Stimmt, Kollege. Und gerade weil Ihr mir netterweise immer Extrawürste bratet, kann ich mich voll auf die neue Marketingkampagne konzentrieren. Und wenn die gut läuft, haben wir alle was davon.
Dafür habe ich keine Zeit, Kerl. Kollege, Sie meinen wohl: Sie setzen Ihre Prioritäten lieber anders. Das müssen Sie bitte mit der Geschäftsführung klären. Denn die hat diesem Projekt allerhöchste Priorität bescheinigt.
Kerl, sind Sie so blöd oder tun Sie nur so? Keine Ahnung, Kollege. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie es herausgefunden haben?
Kerl, wenn ich hier was zu sagen hätte, wärst du ganz schnell weg vom Fenster. Kollege, wenn du hier was zu sagen hättest, hätte ich schon längst bei der Konkurrenz angeheuert.
Mitarbeiter, das hat doch noch nie geklappt... So sprach Carl Benz und beschloß, auch weiterhin lieber Kutsche zu fahren, Chef. Glauben Sie allen Ernstes, Bill Gates wäre mit dieser Einstellung Milliardär geworden?
Mitarbeiter, Sie können nichts als kritisieren. Chef, das habe ich mir von Ihnen abgeguckt. Nein, mal im Ernst: Ich gehe eben nicht so naiv an die Sache heran wie Sie.
Mitarbeiter, das ist doch alles totaler Unsinn, was Sie da verzapfen. Na sowas, Chef, das ist mir ja was. Pallim pallim.

Samstag, 16. August 2008

Tschakka

Willkommen zu unserem Managementtraining. Heute geht es darum, wie Sie Ihre eigenen Zornmanagementfähigkeiten entscheidend verbessern können.
Wir alle wissen, daß wir ohne gute Zornmanagementfähigkeiten leicht selbst zu einem Opfer der Entdeckung unseres Zornes werden können.
Dabei kann es so einfach sein, den Zorn auf die Wiese unseres Glückes zu stellen. Woanders beschädigt er doch nur unsere wichtigsten Verhältnisse.
Häufige Zornursachen sind Druck und vor allem auch zu viel Druck. Das kann, wenn Sie nicht richtig angefaßt werden, für die Gesundheit gefährlich sein. Deshalb sind Sie heute hier, um für Ihren Grund und den Grund derer, die Sie lieben, einen Handgriff auf Ihren Zorn zu erhalten.
Einige Spitzen, die Ihnen helfen können, werde ich Ihnen versuchen zu vermitteln. Das Lernen, sich zu entspannen, ist eine der wichtigsten Zornmanagementfähigkeiten überhaupt, die Sie haben können.
Wenn Sie glauben, sich verärgert erhalten zu müssen und Sie sich wünschen, daheraus peitschen zu können, dann müssen Sie sich einig tiefen Atem anstatt nehmen. Zur Beschaffenheit gilt es mehr zu zählen, wenn Sie Ihren Zorn benötigen, Ihn zu- und dann wieder nachzulassen.
Wenn gerade Atmen für Sie nichts tut, dann versuchen Sie, sich eine ruhige Szene sichtbar zu machen. Dies sollte wirkungsvoll sein, wenn Sie Ihren Zorn verringern und Sie die Zeit und den Raum zugestehen, einen guten Blick an ihm zu nehmen. Dann sehen Sie, wenn Ihre Gefühle gerechtfertigt werden, daß Sie sich entscheiden können, wie man rational Ihren Zorn beschäftigt.
Vieles kann helfen: Etwa eine neue Sprache erlernen. Leute, die leicht auch Verärgerung erhalten, neigen dazu, Ihren Zorn mit bunter Sprache zu verbalisieren. Anstatt nun aber Wörter und das Benennen der Leutenamen zu verwenden, schwören Sie auf den Versuch, Wörter anzuwenden, die Sie nicht normalerweise pflegen, um Ihre Gefühle zu beschreiben. Anstatt zu sagen: das Kerl S. A. ist eine Schmutzbeutel, versuchen Sie, zu beschreiben, wie Sie fühlen, indem Sie etwas sagen wie: das Kerlausschnitt ich weg im Verkehr mich wirklich verärgert bildet, weil er ist so unhöflich. Nehmen Sie sich die Zeit, wirklich genau zu kennzeichnen, welches Gefühl Sie sind und warum Sie glauben, daß diese Weise Sie verlangsamen kann, Ihre eigene Zornzeit niederzuwerfen und diffundierend abzugeben.
Wenn Sie glauben, Sie benötigen darüberhinaus weitere Hilfe bei Ihrem Zorn, erwägen Sie durchaus die Anwendung eines Therapisten oder eines Hypnotherapisten, der Sie dabei beraten kann. Beide können Ihnen, in den unterschiedlichen Weisen helfen, Ihr Problem anzugehen und kennzeichende Arbeit an Ihren ganz persönlichen Zornmanagementfähigkeiten zu leisten.
So Sie haben jetzt eine gute Grundlage und Hinweise bekommen zu Ihrem eigenen täglichen Training. Alles Weitere liegt an Sie. Doch nur Mut. Sie schaffen das. Ich glaube an Ihnen.

Samstag, 9. August 2008

Geschichten aus dem Baruther Urstromtal

Im Schloß Neuschweinestall ging es mal wieder, wie eigentlich jeden Abend, hoch her. Das belegte schon ein bloßer Blick auf die Tickermeldungen, die unaufhörlich vom Stapel liefen: Bewährung für korrupte Manager. Tote bei mysteriöser Explosion. Fregatte beschießt sich selbst. Mann stirbt nach Kartbahn-Besuch. Tipper knacken den Lotto-Jackpot. Dürre treibt Kängurus zur Armee.
Spätestens da war Doktor Pimmelmann endgültig klar: Fusible Fürze stürzen unser Land eines Tages noch mal ins Unglück.
Der vergeistigte Maestro, ihm gegenübersitzend, wollte das so nicht gelten lassen und maulte: Ihr Naturwissenschaftler habt immer eure geeichten Suchgeräte zur Verfügung, das unterscheidet euch fundamental von uns Geisteswissenschaftlern. Wir haben immer bloß unser bißchen Verstand und Herz, um etwas aufzuspüren. Gewissenheiten gibt es nicht. Also halt mal den Ball flach, Doc. Und überhaupt: Die faulsten Schweine auf der Welt sind bekanntermaßen immer noch die Drogen. Denn die Drogen arbeiten nicht. Das wissen wir von Richard Ashcroft.
Der Doktor, von jeher ein großer Bewunderer des Maestros, schrieb eifrig mit, um auch ja keine Sentenz zu verpassen. Sein letzter selbständiger Tagebucheintrag in sein mit Eselsohren übersätes Hausaufgabenheft lautete: Notiz an mich selbst – Günther Fischer ist größer als Ennio Morricone und Burt Bacharach zusammen. Wer’s nicht glaubt, aber dennoch Ohren besitzt, muß unbedingt mal hineinhören in Fischers Platten mit Manfred Krug, den Tecumseh-Soundtrack und die Filmmusik zu Didi – und die Rache der Enterbten. Danach ist keine Widerrede mehr möglich.
Doch wie immer blieb keine Zeit zum Korrekturlesen oder gar Sinnieren, denn in diesem Moment fiel dem Maestro ein neues, gewitztes Bonmot ein. Er sprach druckreif: Bücher unterliegen der Preisbindung. Chance: Beschädigt oder veraltet. Liebe kann man nicht erzwingen. Chance: Zauberei oder Erpressung.
Hinterher, beim andächtigen, süffigen Kamingespräch, nahmen der Doktor und der Maestro ganz entschieden zweierlei Standpunkte ein. Der Maestro mehr so: Johannes Brahms schien wohl doch ein ziemlich dufter Typ gewesen zu sein, oder wenn schon nicht dufte, so doch zumindest lose. Manchmal nämlich, das ist überliefert, dirigierte er mit einer Hand in der Hosentasche.
Unterdessen beharrte der Doktor vehement auf seiner eigenen Überzeugung: Was niemand verdient hat – Peter Hahne als Fürsprecher. Gerechtigkeit für Heinz Erhard!
So saßen sie, tranken und vergaßen die Zeit. Das war nicht gut, denn bis morgen früh, sieben Uhr, mußte der Maestro seine Filmkritik zum neuesten französischen, sich als Kunst verkleidenden Softporno fertig haben. Das Fazit stand ihm bereits vor Augen (der Text hingegen noch gar nicht): Die behauptete Lust weiß der Film nicht auf seine Angucker zu übertragen.
Bei den lächerlichen Fickszenen hätte er der Darstellerin auf der Leinwand am liebsten zugerufen: Alles Gute, Frau Kollegin. Empfehlung an die Eltern.
Draußen, vor dem Schloß, wurde es bereits wieder hell.

Samstag, 2. August 2008

Kleiderbügel

Der Mann will seinen Laptop aufklappen und etwas in die Tastatur prügeln. Es gelingt ihm nicht. Etwas klemmt. Es ist ein Kleiderbügel. Der versperrt ihm die Auffahrt.
Verärgert ergreift der Mann den Bügel und sieht ihn zornig an. Was fällt dem Kerl ein? Einfach hier so herumzuhängen. Also wirklich.
Doch dann kommt eine Erinnerung aus früheren Zeiten über ihn, er denkt, es war wohl heute morgen. Das könnte ungefähr hinkommen. Beschreien will er es aber nicht.
Auf jeden Fall hat er da die Wäsche aufgehängt im Wohnzimmer, wo denn auch sonst? Dabei hantierte der Mann mit Kleiderbügeln herum.
Dieser hier könnte womöglich aus seiner Herde ausgebüchst sein. Manchmal hat man das, daß einer von dem Haufen hyperaktiv ist oder als Kind zu wenig Aufmerksamkeit bekommt. Dann machen sich die anderen Bügel über ihn lustig, und er darf nicht mitspielen.
Dem Mann, der sehr nah am Wasser gebaut ist, geht ein wenig das Herz zu Bruch bei diesem Gedanken, denn er stand auch oft als Kind in der Ecke vom Schulhof, an den Zaun gelehnt und durfte nicht mitmachen beim Strip-Mau-Mau.
Jetzt aber ist er reich, und wenn er mal einem von den kleinen Versagern wiederbegegnen würde, dann hätte er aber das letzte Lachen auf seiner Seite, keine Frage. Nur leider hat er keine Einladung für das Ehemaligentreffen seiner Schule bekommen. So blieb ihm auch dieses Lachen im Halse stecken.
Er nimmt den Kleiderbügel in den Arm und streichelt diesem über das Köpfchen. Die beiden verstehen sich auf Anhieb.
Eine wunderbare Freundschaft beginnt.