Dienstag, 4. November 2008

Bring mich da rein, ich bin ein Star

Say goodbye to Hollywood, say goodbye to Plötzensee. Auf Wiedersehn, du Rötzchentee, der du mir auf die Klötzchen geht.
Berlin war einmal, ist aber nun vorbei. Gott sei es gedankt. Aber zackig. Denn der hat seine Zeit auch nicht gestohlen.
Überhaupt ist Germania die Stadt in Alemann, in der Probleme noch direkt angepackt werden. Und da, wo es gar keine Probleme gibt, da schaffen wir uns eben selbst welche. Erst letzte Woche sah ich Montagmorgens verdutzt raus auf die Straße und entdeckte dort, daß jemand eine Leiter an die schöne, alte Gaslaterne vor meinem Küchenfenster gelehnt hatte. Als sich wenig später, so drei, vier Stunden danach, auch mal ein Arbeiter blicken läßt und Anstalten macht, auf die Leiter zu klettern, sagt man ihm, daß die Laterne völlig in Ordnung sei und jeden Abend brenne. Routinewartung, entgegnet der Mechaniker kurzangebunden und macht sich ans Werk. An diesem Abend bleibt dann die Gaslaterne dunkel. Ooch dit is Berlin, plenty of space, but no plan. Und darum muß ich weg hier.
Noch schlimmer wurde es am Dienstag, als ich mich ins Nachtleben stürzte. Auf dem Klo vom Maria am Ostbahnhof fand ich einen USB-Stick mit neuen, bisher unveröffentlichten MP3s von den Arctic Monkeys. Daheim habe ich die Scheiße gleich gelöscht und mir statt dessen Pornobilder draufgezogen. Der Kampf um eine bessere Welt wird Hier und Jetzt geschlagen. Damit wenigstens einer weiß, wo es langgeht. So bilde ich die grobe Ausnahme in Berlin, the city that never decides.
Mittwoch meldete ich mich dann krank bei der Werbeagentur, wo ich Kaffee koche und ausgebeutet werde. Dabei kommen Slogans eigentlich immer ganz gut. Für die Hauptstadt könnte man beispielsweise werben mit: Berlin, die Stadt, wo jeder Proll denkt, er sei eine Mischung aus Harald Juhnke, Horst Buchholz und Fred Astaire. Mindestens. Oder, wer es gern internationaler mag (in English, please): Berlin, many problems, but only one airport. Tempelhof is nu dichte, Keule. Wenn da die Touristen nicht in Strömen scharren, dann weiß ich auch nicht.
Zum Relaxen mache ich mir anschließend am Donnerstag das Fernsehen an. Der Moderator sagt: Mein nächster Gast ist Schauspielerin... wie jede andere Frau auch. Nur mit dem Unterschied, daß sie dafür bezahlt wird.
Ich schalte um. Ui, prima, da kann man was gewinnen. Der durch das Programm führende Sprechautomat im Smoking plappert: Und nun wird es zum Abschluß unserer Sendung noch Zeit für das große Hauptstadtquiz. Zu gewinnen gibt es diesmal ein Abendessen im Restaurant vom Fernsehturm mit den Ehrengästen Klaus Wowereit und Knut. Ist er nicht niedlich? Welcher denn jetzt von den beiden? Na egal. Sie müssen lediglich folgende Frage richtig beantworten: Von wem stammt folgendes Zitat? Los geht’s: Berlin habe ich immer gern gehabt, und wenn es mich kümmert, daß vieles da nicht schön ist, so nur, weil mir die Stadt etwas bedeutet. Die richtige Antwort lautet Adolf Hitler und wird, ebenso wie jeder sachdienliche Hinweis, von Ihrer nächsten Polizeidienststelle gern und dankbar entgegengenommen. Die Jungs haben ja auch sonst nichts zu tun.
Beifall, Kuhglocken läuten. Paul Kuhn macht Breakdance. Wird echt Zeit für die Verbraucherhinweise.

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