Montag, 17. November 2008

Film noir

Wir müssen etwas bereden, sagte sie mit einer Stimme, die keinerlei Widerspruch zuließ, aber Zweifel einforderte.
Sie hatte sich sehr verändert seit unserer letzten Begegnung. Nicht unbedingt zu ihrem Vorteil, aber was soll’s? Immerhin die abstehenden Ohren hatte sie sich mittlerweile, wenn auch scheinbar mit der Heckenschere, anlegen lassen. Das war zumindest schon mal ein Anfang.
Was willst du? fragte ich sie.
Dein Geld, antwortete sie abgeklärt und wie einstudiert.
Tut mir leid, Häschen, da ist nicht mehr viel zu holen. Aber wenn du willst, fuhr ich, um sie ein wenig aufzumuntern, fort, dann komm doch zu mir rüber, einmal hin, einmal her, ringsherum um den Mahagonischreibtisch, das ist nicht schwer. Und dann spiel noch mal wie früher das alte Lied der Liebe auf meiner Fleischflöte.
Diese neue Offenheit schien sie für einen Augenblick aus dem Konzept zu bringen. Dann fing sie sich jedoch wieder und fragte mich mit ruhiger Stimme, wie es in Davos gewesen wäre.
Och, Davos, setzte ich wie beiläufig an und nippte dabei lässig an meinem Brandy. In Davos war es sehr schön, nur wirklich erreichen können habe ich nichts.
Langsam wurde es ihr, wie sie so in ihrem schwarz und weiß gestreiften Tüllkleid vor mir stand, zu bunt im Büro meiner Detektei.
Ich schwieg sie jedoch beharrlich an. Das, da war ich mir sicher, würde ihr nun endgültig den Rest geben.
Es konnte sich nur noch um Augenblicke handeln, bis sie wie das HB-Männchen unter die Decke gehen würde. Und ich sollte Recht behalten.
Sie zog mit der Linken geschickt das Tüllkleid hoch und urinierte auf meinen Perserkatzenteppich.
Dann wurde es unangenehm.
BLOG DEIN ARSCH, DU MISSGEBURT! waren ihre letzten Worte, bevor sie wutentbrannt davonstürmte und hinter sich die Bürotür lautstark ins Schloß knallte.
Die Zeit im Berliner Problemkiez Shotgun Wedding war ihr sichtlich gut bekommen.

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