Sonntag, 16. Dezember 2007

Pop Life IV

Dank Pro Sieben und seinen willigen Gehilfen wird Musik immer mehr zum bloßen Lifestyle. Also vertrauen Sie doch einfach den Plattenkritiken in der neuen Brigitte und legen Sie zum Wohlfühlen auch mal die neue Roger Cicero auf, wenn Sie abends demnächst wieder was Hübsches für sich und Ihre Freunde kochen.
Doch es geht auch anders. Um nicht zu sagen: noch widerlicher.
Da werden dann vermeintliche Protesthaltungen medienkompatibel eingenommen, der besseren Verständlichkeit halber führen sich Erwachsene bei ihrem trotzig-gespielten Rebellentum aber auch gerne mal wie Kinder auf.
Das ist uns zwar total wichtig, aber man darf ja auch den Spaß dabei nicht vergessen, sicher, Ironie, hoho, die ist immer dabei, ja, wir lachen auch irre viel in der Band, und wenn Grönemeyer ruft, ey na klar, dann ziehen wir unser echt authentisches Ding natürlich auch gern beim Konzert für Afrika durch, du. Es ist doch auch echt geil, sich politisch zu engagieren und so.
Hallo Rostock, ihr seid ein super Publikum. Und bitte schön klatschen, wenn gleich mal kurz die Quotenneger aus Mali aufspielen. Ich weiß, ihr wartet auch alle auf die perfekte Welle, aber trotzdem, so viel Multikulti muß halt einfach sein.
Qualität ist bei all dem wirklich nicht mehr notwendig, geschweige denn überhaupt erwünscht. Medienpräsenz spült die Durchschnittlichkeit noch immer verläßlich nach ganz oben.
Ist doch auch alles total bequem zu konsumieren heutzutage, so besinnungslos frech von der Leber weg wurde nicht mal zu Zeiten Peter Alexanders oder Vico Torrianis mit der deutschen Sprache umgegangen. Ich liebe dieses Leben, dubidubidu. Du bist das Beste, was mir je passiert ist, lalalala.
Warum sich dagegen auflehnen, wieso der ganze Haß, das Nicht-akzeptieren-wollen? Hier, nimm meine Karte, Freund, zieh dir doch auch ’ne Line, dann geht’s dir besser. Oder komm mit ins Backstage, die 14jährigen Groupies warten, und der Ammer ist auch schon da.
Und selbst, wenn dir was ums Verrecken nicht gefällt: denk dran, in hundertfünfzig Jahren, wie gesagt, sitzen wir alle wieder am Lagerfeuer. Umsonst und draußen. Alles total locker, alles ganz easy.
Wer trotzdem all die Zumutungen, Goldenen Schallplatten, Media-Control-Charts-Platzierungen, Airplays bei Viva, Echo-Verleihungen, Bravo-Interviews und die Medienprostitution im allgemeinen ernst nimmt oder sich tatsächlich sogar noch darüber aufregt, ist doch wirklich selbst schuld. Am Ende bin also wieder bloß ich der Dumme.
Die Party geht, davon ungerührt, weiter. Auf einen mehr oder weniger kommt es nicht an. Gästeliste minus 1.
Hojahojaho.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich mach mit, Gästeliste -2. Das macht dann 0,0000000000001 Prozent Unterschied.