Samstag, 1. September 2007

A trifft B

Zwei sitzen zusammen. Unterhalten sich. Der Einfachheit halber tun wir einfach mal so, als wäre Person A ein Mann und Person B eine Frau. Ist leichter, sag ich Euch, allein schon der Unterscheidbarkeit wegen.
Von links und rechts tritt die Welt an die zwei heran, bombardiert sie mit Werbung und anderer Propaganda: Hallo Konsument. Hier waren mal Menschen. Große Tatsachenphantasien werfen ihre Schatten voraus, wenn die Sonne ungünstig steht. Einst war mein Herz stumm vor Trauer. Jetzt jedoch ist es stumm vor Freude. Denn ich kaufe, bis der Dispo kracht.
Die beiden interessiert das alles wenig, sie haben genug mit sich selbst zu tun. Da sagt der Mann zur Frau: Jetzt weiß ich auch endlich, an wen du mich schon die ganze Zeit über erinnert hast. An das Mädchen aus Cliffhanger, das gleich am Anfang des Films in die Schlucht stürzt und tot ist. Die hat genau so ein Gesicht wie du.
Die Frau kann nicht so gut auf Stallone-Filme, eine echte Bildungslücke, sicherlich, aber was will man heutzutage schon noch erwarten von diesen jungen Dingern? Die suchen doch alle bloß ihren eigenen Vorteil. Und, weiterhin, nach der großen Liebe. Mittlerweile auch vermehrt im Internet. Darum überrascht es auch nicht, daß sie irgendwann im Laufe dieses Nachmittags verkündet: Martin Kippenberger, obwohl tot, ist mein Freund bei MySpace. Das macht mich glücklich.
Nachher fragt der Mann die Frau, ob sie ihn möge. Sie will darüber gar nicht erst nachdenken und kuckt ihm daraufhin, für seinen Geschmack, wohl auch eine Spur zu ekelerregt aus der Wäsche.
Er, schließlich nicht auf den Kopf gefallen, rudert gleich wieder zurück und gibt hastig folgendes Statement ab: Ich halte meine Aussage nicht aufrecht. Ich distanziere mich hiermit von Ich. Ich gehe in mich selbst hinein zum Fremdschämen.
Sackgasse war gar kein Ausdruck für den Feldweg, in den ihr Gespräch hiermit endgültig hineingeholpert war. Man machte kurzen Prozeß, ließ den Kellner kommen, bezahlte, getrennt, versteht sich, verabschiedete sich eine Spur zu förmlich vom anderen und trennte sich.
Er geht zu Fuß und wirft an diesem Abend noch ein, zwei Blicke in ein Heftchen mit Fotos von hingeräkelten Entblößungsmädchen. Das lindert seinen tiefsitzenden Frust ein wenig.
Sie nimmt die öffentlichen Verkehrsmittel in Anspruch. Am selben Abend, in der U-Bahn, meldet sich auf ihrem Heimweg unaufgefordert so ein ungehobelt soeben Eingestiegener lauthals zu Wort: Guten Abend, meine Damen und Herren. Entschuldigen Sie bitte die Störung. Mein Name ist Andreas. Ich war vier Jahre obdachlos, HIV-positiv und lebte vom Verkauf der MOTZ. Aber diese Zeiten sind jetzt zum Glück vorbei. Bitte mal die Fahrausweise zur Kontrolle!

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