Samstag, 8. September 2007

Angst vor Alpha-Mädchen

Vorab will ich mich gleich mal entschuldigen. Der hier vorliegende Text ist nicht gut geworden. Ich bin auf ganzer Linie gescheitert. Was anderes war aber auch gar nicht zu erwarten, denn: Ich bin bloß ein Beta-Männchen, ein schwaches, hilfloses, gescheitertes Subjekt, umgetrieben und geplagt von Neurosen und Ängsten.
Ja, ich gebe es zu. Ich habe Angst. Angst vor den Alpha-Mädchen, die sich nicht zu doof dafür sind, allen Ernstes Sätze zu formulieren wie: Männer sind wie Hunde, und die sich dabei gedanklich bereits zum alles dominierenden Frauchen aufspielen, während sie dem kleinen winselnden Kläffer zu ihren Füßen mit einer Mischung aus Belustigung, Hochmut und Abscheu begegnen. Ernst nehmen können sie die weichen Männer von heute jedenfalls nicht mehr.
Viele aufmerksame Zeitgenossen interessieren sich dafür, mit welchen Vorurteilen junge Mädchen heutzutage noch immer auf ihrem Weg an die Macht zu kämpfen haben. Doch entscheidender scheint mir zu sein, mit welchen Vorurteilen sie selbst unterwegs sind.
Sicherlich, gegen gute Ausbildung ist erst mal nichts einzuwenden, die steht den Mädchen natürlich ebenso zu wie den Jungs. Doch wo bleibt dabei die Herzensbildung, so etwas wie Güte? Ich sage es Euch: oftmals auf der Strecke.
Es geht gar nicht darum, daß die Frauen sich klein machen sollen, ganz im Gegenteil. Ich bleibe auch gern zuhause, wenn meine Freundin gut genug verdient, daß es für uns beide reicht. Damit hätte ich nun wahrlich kein Problem.
Überhaupt sind junge Frauen inzwischen häufig schon längst besser in den Naturwissenschaften und der Mathematik, während zugleich in einem gar nicht mal so schleichenden Prozeß die vermeintlichen Soft Skills immer mehr zu einer Männerdomäne werden.
Fakt ist: Die Deutschen sterben aus und kriegen keine Kinder mehr. Was zum Teil auch daran liegt, daß erfolgreiche Frauen durch den Mann an ihrer Seite stets noch ein Stückchen erfolgreicher werden wollen. Ist ein solcher Partner nicht zu haben, bleibt man eben unbemannt.
Die Akademikerin, die sich in den Taxifahrer oder Bäcker verliebt, sozusagen die umgekehrte Aschenputtelgeschichte, so etwas gibt es wohl nur in modernen, noch nicht geschriebenen Märchen. Die Realität sieht anders aus. Nach oben wird die Luft dünn, nach unten will sie sich gar nicht erst orientieren. Da kann der Bäcker noch so ein lieber Kerl sein, unter dem Vorstandsvorsitzenden macht es die Akademikerin nicht mehr.
Status geht über Gefühl, die Klassen in unserer angeblich doch so klassenlosen Gesellschaft bleiben in Fragen der Partnersuche weiterhin so konsequent und permanent untereinander, als wäre das bürgerliche 19. Jahrhundert nie zu Ende gegangen.
Manchmal wäre einfach schon ein bißchen mehr Konsequenz schön. Denn bei vielen Frauen findet sich immer noch eine höchst schizophrene Versorgermentalität. Klar, sie wollen ein bißchen Erfolg haben, aber trotzdem eben auch einen starken Partner an ihrer Seite, was bedeutet, daß der Mann, wenn möglich, eben NOCH angesehener als sie selbst sein sollte. Von den illusorisch hochgehängten eingeforderten sozialen Kompetenzen des Mannes (einfühlsam soll er sein, aber auch nicht zu weich, locker und humorvoll, aber doch auch ernsthaft und beständig) mal ganz zu schweigen.
Für mich gibt es jedenfalls schon längst keine Frauen und Männer mehr, nur noch Individuen. Alles andere sind bloß bornierte Vorurteile und das freiwillige Steckenbleiben in überholter Nazi-Mentalität.
Mario Barth mit seinen aufs platteste Wiedererkennen angelegten Männer-und-Frauen-Witzchen trägt daran ebenso schuld wie Alice Schwarzer, die sich seit 30 Jahren gedanklich nicht mehr weiterentwickelt hat und in jedem Mann einen potentiellen Vergewaltiger und Puffbesucher sieht. Die neue Unlust der Herren der Schöpfung (wir berichteten) ist ihr dabei offensichtlich noch nicht zu Ohren gekommen.
Sexuell fordernd sind heute, zumindest ab einem gewissen Bildungsgrad, bloß noch die Frauen. Dies Alice mitzuteilen, hat sich allerdings noch niemand getraut. Zu sehr würde dies ihr Weltbild erschüttern, in dem Frauen nur als Opfer sexueller Gewalt auftauchen, aber nie als Täterinnen.
Frauen, so Alice, sind ständig bedroht und müssen um Leib und Leben fürchten. Daß häusliche Gewalt zu gleichen Teilen von Männern wie auch von Frauen ausgeht, daß in Berlin die Eröffnung eines Männerhauses für von ihren Partnerinnen geschlagene und mißhandelte Herren angedacht wird, von all dem will sie gar nicht erst in Kenntnis gesetzt werden. Jüngst hat Frau Schwarzer ein Buch veröffentlicht mit dem Titel Die Antwort. Doch was genau war bitteschön noch mal die Frage?
Ich gebe es unumwunden zu: Ich fürchte mich vor den streng gescheitelten Hyänen der Großstadt, den knallhart karriereorientierten Frauen, die Männer um jeden Preis überholen wollen, sie dabei wie ein Panzer überrollen.
Selbständigkeit ist ein hohes Gut, doch ohne Maß wird daraus schnell ein erbitterter Kampf um die besten Futterplätze. Besser sein wollen, sich beweisen müssen, so lauten die ehrgeizigen Ziele hartherziger Mädchen, die Liebe und Freundlichkeit für Zeichen von Schwäche halten.
Wo sie sich eigentlich selbstbewußt zeigen sollten, sind sie innerlich trotz aller Erfolge noch immer unsicher und setzen deshalb lieber auf zur Schau gestellte Arroganz, die alten Maskenspielchen und elendes Rollengepose. Sie übersehen dabei: Es geht um Unterstützung und nicht um den blanken Terror der Konkurrenz.
Thea Dorn stellt sich gerne mal breitbeinig hin und fordert: Mehr Stolz, ihr Frauen! (Daß es sich dabei um eine der Todsünden handelt: geschenkt.) Ehrlich gesagt erscheint mir, wenn ich mir die jungen Dinger von heute und ihr Verhalten mal so betrachte, die Forderung nach mehr Demut als deutlich wichtiger.
Die Analytikerin Margarete Mitscherlich-Nielsen sagte einmal, daß die Frauen sich nur dann befreien können, wenn sie auch selbstkritisch sind. Die Männer mußten vieles lernen in den letzten 35 Jahren – und taten dies auch. Sie sind nun ruhiger und sozialverträglicher, einfühlsamer und kommunikativer, können Socken stopfen und kochen. Glücklich geworden sind die Frauen darüber allerdings nicht.
Dies macht umso deutlicher, daß es mit einer einfachen Umkehr der Geschlechterrollen nicht getan ist. Bloß oben und unten zu vertauschen, reicht nicht aus. Das würde die gesellschaftlichen Mißstände ja nicht abschaffen, sondern bloß die Ausbeuter an der Spitze austauschen. Wahres Matriarchat geht jedenfalls anders.
Folglich kann es nicht bloß um Teilhabe an der Macht oder gar die komplette Übernahme der Herrschaft, sondern nur um Kooperation, Solidarität und Chancengleichheit gehen. Männer brauchen Liebe. Und die Alpha-Mädchen haben noch Etliches zu lernen.

Keine Kommentare: