Samstag, 9. Juni 2007

Im Vertrauen

Nach der Werbepause kamen welche zu mir, die wollten einen Artikel zur Weltlage. Ich machte mir keinen Reim drauf. Sondern tanzte lieber ein Gedicht.
Obacht, Titel folgt: Blauer Bock statt Schwarzer Block. Nun noch dazu Text: Putin doof, attac doof, Krieg böse, Bob Geldof geh weg. Gutmensch stinkt, Schlechtmensch trinkt. Das Letzte, was die Welt braucht, ist noch ein Konzert für Afrika. Wir sind Helden und ihr nicht. Hallo G8: Keiner will mit dir spielen. Hallo Demonstrant: Kein 18jähriger sollte sich einbilden, zu wissen, wie die Welt organisiert sein muß. Gedicht aus.
Danach plauderte ich mich in die Beliebigkeit.
Wo wir schon mal so gemütlich beisammensitzen, will ich euch eins verraten: Wir müssen uns Casanova als glücklichen Menschen denken. Ja wieso eigentlich? Nur wegen des Gesichtsausdrucks beim Nageln? Zugegeben, Jesus hatte dabei deutlich weniger Fun. Aber der war schließlich auch nicht zum Aktivurlaub nach Golgatha gepilgert. Trotzdem, trotz allem: ein alter Hut. Doch woher die neuen nehmen und nicht stehlen?
Selbst der olle Sgt. Pepper ist nun schon stramme 40 geworden. War damals schon eine ausgemachte Scheißplatte und ist es heute natürlich immer noch, wieso auch nicht? Und doch sitzt sie breitbeinig, selbstverliebt und dickärschig im verkommenen Pop-Kanon herum, haha, Pop-Kanon, ich lach mich tot, ein Widerspruch in sich, so wie schwarzer Schimmel oder politische Korrektheit oder ehrlicher Vorstandsvorsitzender.
Die Arriviertheit kommt und legt sich über alles, als wäre ihr Name Mehltau. Daß diese alte Brunze, Frau A., mit den Jahren unweigerlich über allem entsteht, und alle Leute sich deshalb daran zu gewöhnen versuchen, weil sie sich halt daran gewöhnen müssen, macht die Sache ja bloß noch trauriger und elender. Aktuell betreibt Paulchen aus Liverpool unsaubere Geschäfte mit Ahabs Kaffeerösterei. DJ Ötzi hätte das nicht nötig, ebenso wenig wie Scooter.
Mein Leben ruinieren, das kann ich inzwischen ganz gut selbst, und doch besitzt es einen gewissen Reiz, die Häscher vom Erschießungskommando vor den Büros der Musikzeitschrift aufmarschieren zu sehen.
Hat das jemand mitgeschrieben? Gut. Wenn nicht: noch besser.
Ein Mensch, der mich mag, kommt rüber und rät mir: Ach, liebes Schreiberlein, hör mir doch auf mit deinem Argumentationsspasmus.
Okay, das kickt, und ich will auch nicht so sein, meinetwegen, deinetwegen. Dann eben heute abend kein Text mehr. Und dafür doch Ping Pong.

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