Donnerstag, 22. Januar 2009

Schräglage

Jonathan hatte heute keine Zeit. Trotzdem mußte er mal wieder die Deadline einhalten. Ohne ihn ging hier doch gar nichts, das war allen Beteiligten so was von klar.
Der Chefredakteur, aufgeputscht von zu viel Red Bull und Mafiafilmen, hatte ihn bereits heute morgen um sechs Uhr aus dem Bett geschmissen, dank einer unmißverständlichen Drohung, mit der er Jonathans Anrufbeantworter besprach. Gleich daneben Zorns Bett, daher hatte dieser auch jedes Wörtchen sofort stantepede mitbekommen. Entweder, so der Vorgesetzte, kommst du heute mit dem Text rüber oder aber ich schicke dir die Jungs vom Inkassobüro Sivkovic vorbei.
Das war alles andere als ein fairer Deal. Ein fairer Deal sieht nämlich eher so aus: Schubst du mich vor den einfahrenden Zug, so zieh ich dich mit runter und vergewaltige dich im Gleisbett.
Aber mit den Gebrüdern Sivkovic, aus dem Kosovo stammenden lokalen Kiezgrößen, war nicht gut Kirschen essen. Die vertrugen sie nämlich nicht, wegen ihrer Reizmägen.
Zorn kam sich jedenfalls vor, als hätte Björk zum Frühstück sein allerletztes Mikrofon aufgefressen und sich nachher dafür nicht mal bedankt. Schon die olle Punkrock-Legende Edith Piaf wußte damals: La Vie En Bitch. Daran hatte sich bis heute nichts, aber auch absolut gar nichts geändert.
Um den Schmerz zu vergessen, spritzte sich Jonathan eine zuvor auf einem Plastiklöffel erhitzte Prinzenrolle. Dann schob er seinen Hintern vor die Schreibmaschine und verfaßte einen Text in Schräglage. So sah der dann auch aus.
Egal, es würde eh keiner merken.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Das mit dem "Hinrotzen, Hauptsache fertig" scheint so in das moderne Gehirn gewachsen zu sein, dass manche sogar damit prahlen, wie unglaublich schnell sie unglaublich viel Müll produzieren können.
Nicht zum Aushalten ...