Montag, 1. September 2008

Stell Dich Du Mörder !

Es war mal wieder ein kleines Mädchen umgebracht worden. Na ja, Schwamm drüber, so was kam in den besten Familien vor.
Die Bürger der Stadt hatten diese neue Lockerheit aber eben noch nicht für sich angenommen und waren echt ziemlich verbiestert drauf. Einer hatte sogar ein weißes Bettlaken aus seinem Küchenfenster gehängt, auf das er mit roter Farbe geschrieben hatte: Stell Dich Du Mörder !
Die Stimmung war unerträglich und die Aggression, welche in der Luft lag, zum in Scheiben schneiden dick.
Eines Tages begab es sich nun, daß ein junger Mann bei der örtlichen Polizei anrief.
Guten Tag, sagte er, ich halte es nicht mehr aus. Ich möchte mich gern stellen.
Der diensthabende Wachtmeister am anderen Ende der Leitung war aber schwer auf Zack und deshalb nicht bereit, den Anruf einfach so kommentarlos hinzunehmen. Das Leben ist schließlich kein Wunschkonzert.
Darum fragte der Wachtmeister erst mal kritisch nach: Schön, schön, aber die entscheidende Frage ist doch, ob sie überhaupt der Mörder sind? Nun? Wie steht’s damit, Meister?
Tja, ähm, begann der junge Mann und geriet augenblicklich ins Straucheln, eigentlich nicht, also, ähm, nee, ich war auch gar nicht am Tatort, aber, aber irgendeiner muß es doch auf sich nehmen.
So haben wir jetzt nun nicht gewettet, Sportsfreund, antwortete ihm der zusehends ungehalten werdende Wachtmeister. Also, paß mal auf, Bürschchen, Lektion 1 der Polizeiarbeit: Erst mal mußt du was auf dem Kerbholz haben, sonst geht da gar nichts. Wir haben unsere Zeit schließlich nicht gestohlen. Also sieh zu, daß du entweder Land gewinnst oder aber erst mal einen umbringst, bevor du dich stellst. Und ruf bloß nicht wieder an. Wir sind hier schließlich nicht bei Domian.
Eine Woche später erstach der junge Mann dann seine Vermieterin. Der Wachtmeister war’s zufrieden. Es ist immer gut, wenn sich Lernerfolge einstellen.

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