Dienstag, 9. September 2008

Anna, Nicole, Schmidt

Anna, Nicole und Schmidt trafen sich zur Erinnerungsversammlung. Die Parkbank vor Schmidtis Haus schien ihnen dafür genau der righty-right place to be zu sein.
Anna begann gleich mit einem lustigen Ereignis aus ihrem Leben, der Welt des Verlesens, Verlachens und der Legasthenie. Das ging so: Freitag wollte ich in einem Restaurant speisen. Doch bereits beim Lesen der Karte wurde mir ganz blümerant zumute. Ich meine, was bitteschön soll denn das sein – Petersiler-Däpfel?
Au Backe, und was hast du dann gemacht? erkundigte sich Nicole besorgt.
Na, ist doch ganz klar, antwortete Anna fröhlich, ich hab mir einen Döner geholt und gut ist.
Schmidt sagte nichts und dachte nur so bei sich: Wie beruhigend, daß heute keine Frauen mehr ertränkt werden. Wie beunruhigend, daß sie das Wahlrecht besitzen.
Das behielt er aber besser mal für sich. Die Gedanken sind frei, logo, doch aussprechen sollte man nicht alles, was einem unter dem Pony durchs Oberstübchen marschiert. Und Schmidt war sowieso, alles in allem, mehr der große Schweiger. Geltungstrieb hatte er nie. Ambition, was ist das? Ehrgeiz – nie gehört. So slackte Schmidt genußvoll durchs Heute und alle Tage. Und auch die Frauen standen drauf.
Als nächstes wollte Nicole was sagen, sie hatte neulich ein Buch über Buddhismus gelesen, und darum lautete ihr Motto seitdem: Wer es eilig hat, muß langsam gehen (wußte schon Konfuzius). Das hatte sie nicht gleich verstanden, ebenso wie folgenden Sinnspruch: Erst, wer seinen Ort oder Platz gefunden hat, kann diesen verlassen, in dem Sinne, eine Reise anzutreten, die insofern zweckgerichtet ist, als sie mit einer Rückkehr zu ihrem Ursprungsort enden soll.
Da war bei ihr erst mal nur weißes Rauschen unter dem Pagenschnitt angesagt. Aber egal, irre gut kam das alles irgendwie trotzdem, man mußte dann halt mehr auf den Sound, das Feeling achten als auf die Aussage, dann ging das schon.
Jetzt aber endlich das, was Nicole meinte, unbedingt loswerden zu müssen: Ich war neulich mit Wolfgang im Museum. Wir haben uns alles angeguckt. Danach waren unsere Augen voll. Wir hatten Hunger, also gingen wir zur Frittenbude. Da meinte er auf einmal, mitten beim Zigeunerschnitzel: Wenn du mich wirklich liebtest, würdest du gern Knoblauch essen. Und jetzt weiß ich nicht, ob ich ihn wiedersehen will. Echt, das ist total schwierig für mich. Ich kann da gar nicht mit umgehen. Und hinterher tut mir immer alles leid. Ich bereue eigentlich mein ganzes Leben. Bei manchen Menschen ist es schon eine Beleidigung, wenn sie nur einen Satz mit Ich beginnen. Meinereine bildet da keine Ausnahme.
Um die angeschlagene Stimmung an diesem lauschigen Nachmittag wieder ein bißchen aufzuheitern, faßte sich nun auch Schmidt endlich mal ein Herz und ließ was vom Stapel: Mädels, begann er, auf der Straße sprach mich gestern ein junger Herr an. Er sagte voller Stolz: Mein Schwanz ist 21,5 cm lang. Darauf fiel mir nichts Besseres ein als: Dann sieh mal zu, daß du was draus machst. Mit diesen Worten entließ ich ihn in den verdienten Feierabend.
Anna prustete sofort los. Nicole hingegen verstand das schon wieder nicht, aber, wofür sind Freunde denn sonst da, sie lachte trotzdem tapfer mit.

Keine Kommentare: