Montag, 22. September 2008

Die sich selbst erfüllende Partie Golf

Als Paul Watzlawick noch lebte, war ich eine Zeitlang eng mit ihm und seiner Frau befreundet.
An einem Sommertag im Jahr 2006 gingen wir miteinander golfen. Es war einer der letzten Ausflüge Pauls an die frische Luft, bevor ihn seine schwere Krankheit in den letzten Monaten seines Lebens fast vollständig ans Bett fesseln sollte.
Er sah gut aus in seinem Hawaiihemd und war, im Gegensatz zu mir, frisch rasiert.
Ich weiß nicht mehr, wie, aber irgendwie kamen wir auf das Mädchen zu sprechen, das ich erst vor kurzem kennengelernt hatte und bei dem es nicht im entferntesten so lief, wie ich das gern gehabt hätte.
Ach ja, die Frauen, seufzte Paul und fiel dabei für einen kurzen Moment in den melancholischen Singsang seiner kärntnerischen Heimat zurück.
Dann setzte er in blütenreinstem Kalifornisch hinzu: Du weißt doch, was ich über die sich selbst erfüllende Prophezeiung geschrieben habe, oder?
Und du, Paul, weißt doch, daß ich nie eins deiner Bücher gelesen habe, gab ich zu denken.
Na schön, sagte Watzlawick daraufhin, kratzte sich am Kinn und machte sich für den nächsten Abschlag bereit. Dann eben hier noch mal für dich die Kurzfassung: Wenn du denkst, daß sie dich nicht wird lieben können und du dich deshalb von ihr schlecht behandelt fühlst, so wirst du in Zukunft bei ihr nicht mehr frei und locker aufspielen können. Wenn du zum Beispiel bei eurem nächsten Treffen übellaunig oder aggressiv oder traurig oder zu fordernd wirst, dann handelst du dir im Endeffekt genau das ein, was du immer befürchtet hast. Nämlich einen Korb. Also bleib um Himmels willen locker. Vor allem in den Knien. Denn du wirst immer eine Möglichkeit finden, dich unglücklich zu fühlen, wenn es das ist, was du willst.
Da begann ich langsam zu verstehen und reichte ihm mit einem Nicken das Siebener Eisen.

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