Mittwoch, 22. Juli 2009

Anhedonie

Ich bin einsam und fühle mich schlecht. Die Welt um mich herum interessiert sich nicht für mich, und sie braucht mich auch nicht.
Interessen habe ich keine mehr. Ich komme gut ohne Musik aus. Ich höre gerne nichts, Stille. Und da, wo schwarzer Regen fällt, hat jemand Gülle abgestellt.
Alt werden. Anfangen zu stinken. Merken, daß man ein bißchen so wie Maxim Biller geworden ist: Immer schlecht gelaunt, jeden Tag und heute.
Aus dem Fenster schauen. Die Nachbarin sehen. Sie kam vom Einkauf wieder, behängt mit den 36 Tragetaschen der Shaolin. Keiner hilft. Ich natürlich auch nicht. Statt dessen greife ich lieber zum Strick, steige auf den Drehstuhl und mache an der Deckenlampe herum.
Ganz traurig bin ich, der ich noch nicht gelebt habe, mich nun vom Leben zu verabschieden.
Da ruft die sanfte Stimme der Vernunft mir zu: Ertrage, man kann alles überleben.
Ich frage die Vernunft, ob ich ihre Handynummer haben kann, dann können wir uns mal auf einen Kaffee oder so treffen. Die Vernunft lehnt aber dankend ab. Das war zu erwarten.
Früher sagte ich mir immer: Auch dicke Mädchen brauchen Liebe. Aber nicht von mir. Heute wäre ich wohl nicht mehr so herablassend. Doch selbst die Dicken kommen nicht mehr.
Ich bleibe allein. Denke an ein tolles Girl von früher. Im Winter unseres Mißvergnügens trugen wir fünf Schichten Kleidung übereinander. Sie sah trotzdem noch verdammt sexy aus. Gelaufen ist nichts. Nur ich, durch den strömenden Regen.
Memories are made of Schulmädchenreport. Deutschland, nach Pille, vor Palle. Keine tödlichen Bumsviren, nirgends. Dafür ganze Hecken von Schamhaar. Das waren die Siebziger. Peter Frankenfeld führt durchs Programm. Es muß eine unfaßbar besockte Zeit gewesen sein.
Unterm Strich bleibt: Ein schöner Tag im Treckermuseum mit alten Erinnerungen.
Der Stuhl kippt.

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