Sonntag, 13. April 2008

Lieber Nachtleben in Benin als Ruhleben in Berlin

Ihre Grippe war noch nicht ganz auskuriert, da zog es Amanda bereits schon wieder magisch ins Amüsierviertel, zu den leeren Versprechungen, den glasigen Blicken und den roten Neonlichtern.
Am Türsteher kam sie ohne Probleme vorbei. Man kannte sie hier, sie sich selbst nicht immer unbedingt.
Ihr erster Gang an diesem Abend führte sie nicht wie sonst an die Bar, sondern erst mal schnurstracks auf Toilette. Nur mit Mühe und Not hatte sie auf der Anreise in der U-Bahn an sich halten können.
Auf die Klotür zum Club schmierte sie mit Edding, in Ermangelung anderer interessanter Freizeitbeschäftigungen während ihrer dortigen, sich aufgrund eines flotten Ottos als doch recht ausgiebig erweisenden Sitzung, folgendes fünffache Haiku zum Abgewöhnen: Bevor es regnet / Ist der Ausgang schon gewiß / Motoren donnern. Weinen wird probiert / Wehmütige Schönheit bleibt / Groß ist noch die Not. Blaues Lied gesummt / Als Hinwendung zum Ganzen / Der liebenden Frau. Zu beiden Seiten / Ruhig wie die Geliebte / Den Sieg ertragen. Bald blinzelt Blattgold / Majestät läßt schön bitten / Davor war wenig.
So, fertig. Abputzen, abziehen, rausgehen, abdrehen. Get into the groove und so, kennt man ja.
Am anderen Ende der Tanzfläche fiel ihr ein besonders hübsches minderjähriges Ding auf, Christiane Pauls kleine Schwester mit Pagenschnitt, so schien es, keinen Tag älter als siebzehn, aber schon recht beweglich in der Hüfte und mit dicker, aber nicht unsexy Goldkette behängt.
Amandas Blick blieb einen Augenblick länger an der kleinen Paul kleben als nötig. In letzter Zeit, so bemerkte sie, während die Bässe unerbittlich wummerten und die Boxen gleichgültig dröhnten, schwärmte sie eigentlich nur noch für andere Frauen, gar nicht mehr für Kerle.
Naja, vielleicht stellte Homosexualität doch noch eine funky Alternative dar, selbst mit Ende zwanzig kann da unter Umständen noch was gehen. Man würde sehen. Die Nacht war noch jung, und der DJ fing gerade erst an.

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