Samstag, 22. August 2009

Anne Heche kann zaubern

Als ich am Sonntag mit meinen Hunden Gassi ging, kam ich an der Christlichen Gemeinde in unserem Dorf vorbei. Für diese Freikirche Schrägstrich Sekte habe ich nie viel übrig gehabt, doch jetzt, im strömenden nachmittäglichen Regen, taten sie mir fast ein bißchen leid. Das hier sollte ihr Sommerfest sein, und sie kauerten sich hilfesuchend unter Regenschirme und Vordächer. Das Volleyballturnier ward ersatzlos gestrichen, die Würstchen schmeckten auch niemandem so recht. Im Vorbeigehen dachte ich so bei mir: Petrus muß ein Katholik sein. Für Freibeuter des Glaubens hat er wenig übrig.
Wenig übrig hat der geneigte Leser für abrupte Themenwechsel. Doch sei’s drum: Mein Leben ist ein bißchen wie Bossa Nova. Da geht es auch nicht um die gespielten, sondern einzig und allein um die ausgelassenen Noten. Das Gegenteil von Virtuosität also.
Abends kam dann noch Atze Oscar Wilde auf ein Bierchen vorbei. Der gab mir völlig recht und meinte: Mein Genie habe ich auch immer bloß auf mein Leben verwandt; in meinen Büchern steckt nur mein Talent. Darauf noch ein Iserlohner. Prost.
Als der britische Besuch wieder weg war, wankte ich noch auf eine Runde Spaß und Spielerei völlig betrunken ins Internet. Dort wurde mir schlagartig ganz anders. Die Leute von dieser Zornzeit hatten es auch nicht mehr drauf. Ihr Blog ist inzwischen viel zu fiktiv geworden, die Maskeraden der Ironie zu läppisch und privat, um noch Weltgehalte, Erfahrungen oder Gedanken erkennbar werden zu lassen. Pfui Deibel. Wer liest denn so was?
Deshalb hier mal, zum Ausschlagen schön, endlich wieder das nackte, pure, pochende und rohe Leben höchstselbst: Letzte Nacht, lange vor dem verplästerten Sommerfest und Wildes Besuch, fühlte ich mich unheimlich allein. Ich wurde wach und hatte auf einmal das Gefühl, der letzte Mensch auf Erden zu sein. Doch dann entdeckte ich zum Glück, daß da doch jemand war, denn in diesem Moment erblickte ich die wunderschöne nackte Frau, die neben mir auf dem Bett lag und mich irgendwie total unternehmungslustig anlächelte. Ihre unwiderstehliche Kleiderlosigkeit, ihre ungezügelte Leidenschaft sprang mir regelrecht entgegen – aus dem aufgeklappten Mittelteil eines am Vortag von mir gekauften Herrenmagazins.

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