Mittwoch, 3. Juni 2009

Eichelheimer, verliebt in eine Bombe, redet sich um Kopf und Kragen

In der Kneipe an der Ecke sprach mich unaufgefordert so ein besoffenes Arschloch von der Seite an.
Ohne, daß es mich sonderlich interessiert hätte, stellte er sich als Hans Martin Eichelheimer vor. Um gleich darauf ungefragt seine politischen Überzeugungen vor mir auszubreiten.
Deutschland, so hob er an, braucht unbedingt die Atombombe. Das ist einfach Fakt! Ich meine, Peter Scholl-Latour sagt das auch. Und der hat bekanntermaßen immer recht. Außerdem würde ich mich dann wieder viel sicherer fühlen, wenn ich in Zukunft bei Rot über die Ampel gehe oder abends betrunken mit meinem Auto nach Hause fahre. Wir sind hier schließlich nicht bei der Wohlfahrt.
Dann stierte er für einen Moment trübe in sein Bierglas, bevor ihm doch noch was Schlaues einzufallen schien. Sein Geistesblitz lautete wie folgt: Und irgendwie müssen wir uns doch schließlich vor diesen ganzen Kaffern weltweit schützen. Dieser Achmadingsda im Iran, der tanzt uns doch schon jetzt auf dem Kopf rum, wie es ihm paßt. Oder der Bekloppte aus Korea. Solchen Brüdern kommt man nur mit Härte bei. Man muß die schocken, nicht tätscheln. Die Welt zu Gast bei Freunden? Daß ich nicht lache!
Nachdem er hinter vorgehaltener Hand kurz aufgestoßen hatte, zauberte Eichelheimer mit einer umständlichen Geste eine Art Formular aus der Innentasche seiner speckigen Jacke.
Er erklärte mir: Ich habe da auch schon was vorbereitet. Das ist so eine Art Petition für den Bundestag. Ich sammle Unterschriften, damit die feinen Herren Volkstreter, hähä, das sag ich immer, statt Volksvertreter, verstehste? Damit die mal umdenken. Denn wir brauchen die Bombe doch.
Also, und mit diesen Worten kramte er auch noch einen Kugelschreiber hervor, am Besten einfach hier mal schnell unterschrieben und unser gemeinsames Anliegen unterstützt. Ihre Kinder und Kindeskinder werden es Ihnen später danken.
Entschuldigung, sagte ich da zu Eichelheimer, das klingt interessant, aber ich muß mal kurz aufs Klo. Bin gleich wieder da.
Das Toilettenfenster war ziemlich eng, aber irgendwie ging es dann doch. Schnell durchgezwängt und ab über den Hinterhof. Das nächste Mal trinke ich wieder daheim.

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