Alles.
(Noch) nicht alles.
Unsere Zukunft.
Zum Leitmedium der modernen Informations- und Wissensgesellschaft geworden.
Ein wesentlicher Katalysator der Digitalen Revolution.
Die größte Revolution.
Das Nervensystem des kollektiven Organismus des menschlichen Denkens.
Kein Ponyhof.
Für uns alle gefährlich.
Kaputt – bei South Park.
Ein rechtsfreier Raum.
Kein rechtsfreier Raum.
So etwas wunderschönes.
Nicht meine Welt.
Ein Ort der Jagd, der Ablichtung, der Durchleuchtung. Im schlimmsten Fall: ein Ort von Hinrichtungen, sexuellem Missbrauch, ein Ort für Fahnder und Datenschützer. Im harmloseren Fall: eine eskapistische Quatschwelt.
Die grösste Gefahr für die nationale Sicherheit.
Für die Reformer sehr wichtig.
Deshalb kein Massenmedium, weil es zu einer bestimmten Zeit unterschiedliche Kommunikationen zulässt.
Das Revier der Markenpiraten.
Auf den Hund gekommen.
Einfach ein Schritt in die Richtung, unsere wahre Verbindung mit jedem zu erlangen.
Ein Erfolgsfaktor.
Böse.
Nicht böse.
Der wahre Klimakiller.
Meiner Meinung nach nicht die schlimmste Ursache des Klimawandels.
Inzwischen das wichtigste Informationsmedium beim Kauf von Consumer Electronics.
Ein zentraler Ratgeber in Gesundheitsfragen.
Ein Dschungel.
Ein Elefant.
Ein Spiegel der Gesellschaft.
Eine große Kommune.
Ein Misthaufen.
An allem schuld.
Heute so etwas wie die universelle Plattform des heiligen Krieges gegen die westliche Welt. Es ist Kommunikationsmedium, Werbeträger, Fernuniversität, Trainingscamp und Think Tank der Islamisten zugleich.
Das A und O.
Billig, schnell und sauber. Wir lieben es.
(Fast) überall.
Nicht mehr die Kür eines Wahlkampfes, es ist die Pflicht!
Nicht menschlich.
Durchgeschmort.
Voll!
Entertainer.
Wichtiger als Zeitschriften, TV & Co.
Die beste Erfindung überhaupt. Ohne ein verstümmelndes „seit“.
Für den Menschen da und nicht umgekehrt.
Einfach eine schöne Möglichkeit für uns, Präsenz zu zeigen.
Urlaubsreif.
Grün.
Unser Zukunftsmarkt.
Nur ein neuer Vertriebskanal.
Ein Pornoparadies.
Eine Gefahrenquelle und bedroht nicht nur die Seelen deutscher Kinder, sondern auch den Qualitätsjournalismus.
Ein noch junges Medium.
Geschichte.
Samstag, 3. Oktober 2009
Montag, 21. September 2009
Sexy Humanismus
Das einzig gescheite Ziel im Leben kann es sein, sich zur Liebe hinzubewegen, immer sanfter, immer verständnisvoller, immer mitfühlender zu werden.
Wir müssen wegkommen vom Warenfetischismus, vom Huldigen des Materiellen, vom blanken Narzißmus.
Es ist einfach grundlegend verkehrt, andere Menschen nur dazu zu (ge-)brauchen, um sich an ihnen abzureagieren. Viele Leute suchen sich ja gerade deshalb einen Partner, um sich irgendwie an ihm hochzuziehen, sich selbst oder der Welt dadurch etwas zu beweisen.
Sie sehen dabei aber nicht den anderen, wie er ist, sondern immer nur das, was sie selbst in ihn hineinlegen. Es geht für sie darum, Unterhaltung und Abwechslung im Alltag zu haben, einen Partner gegen die Langeweile, für kostenlosen Sex oder das Aufpolieren des eigenen Egos.
Um aber wahre Liebe erleben zu können, muß man vor allem das Voneinandergetrenntsein erleben und gerade nicht das Verbindende. Also nicht das Gleiche suchen, sondern das Fremde zulassen, das eben Nicht-Ich ist, das Andere voll und ganz akzeptieren und sich dessen bewußt werden.
Es reicht nie aus, nur deinen Nächsten zu lieben, man muß auch und gerade die Liebe und die Nähe zu den Fremden und den Feinden suchen. Nur so kann man diese vermaledeite Selbstsucht überwinden, die überall in unserer Gesellschaft wirkt und Schlimmstes anrichtet.
Wir müssen bereit sein, ein anderes menschliches Wesen in seinem So-Sein und seinem Anders-als-ich-Sein anzunehmen, ganz und gar. Wenn jemand so ist wie ich, dann ist das uninteressant.
Den Meisten erscheint bloß das als vernünftig und gut, was sie immer schon gedacht haben. Sie wollen bloß ihre Vorurteile bestätigt wissen. Das ist es aber nicht, kann es niemals sein.
Nein, eine bessere Welt ist nur so möglich: Ich und du, wir müssen alle miteinander losgehen, aufeinander zu, der Fremde (ich für dich und du für mich) muß uns ganz Mensch werden, denn erst dann kann man sagen: Ich bin du. Und von dort ausgehend anfangen, zu lieben und zu verstehen.
Wir müssen wegkommen vom Warenfetischismus, vom Huldigen des Materiellen, vom blanken Narzißmus.
Es ist einfach grundlegend verkehrt, andere Menschen nur dazu zu (ge-)brauchen, um sich an ihnen abzureagieren. Viele Leute suchen sich ja gerade deshalb einen Partner, um sich irgendwie an ihm hochzuziehen, sich selbst oder der Welt dadurch etwas zu beweisen.
Sie sehen dabei aber nicht den anderen, wie er ist, sondern immer nur das, was sie selbst in ihn hineinlegen. Es geht für sie darum, Unterhaltung und Abwechslung im Alltag zu haben, einen Partner gegen die Langeweile, für kostenlosen Sex oder das Aufpolieren des eigenen Egos.
Um aber wahre Liebe erleben zu können, muß man vor allem das Voneinandergetrenntsein erleben und gerade nicht das Verbindende. Also nicht das Gleiche suchen, sondern das Fremde zulassen, das eben Nicht-Ich ist, das Andere voll und ganz akzeptieren und sich dessen bewußt werden.
Es reicht nie aus, nur deinen Nächsten zu lieben, man muß auch und gerade die Liebe und die Nähe zu den Fremden und den Feinden suchen. Nur so kann man diese vermaledeite Selbstsucht überwinden, die überall in unserer Gesellschaft wirkt und Schlimmstes anrichtet.
Wir müssen bereit sein, ein anderes menschliches Wesen in seinem So-Sein und seinem Anders-als-ich-Sein anzunehmen, ganz und gar. Wenn jemand so ist wie ich, dann ist das uninteressant.
Den Meisten erscheint bloß das als vernünftig und gut, was sie immer schon gedacht haben. Sie wollen bloß ihre Vorurteile bestätigt wissen. Das ist es aber nicht, kann es niemals sein.
Nein, eine bessere Welt ist nur so möglich: Ich und du, wir müssen alle miteinander losgehen, aufeinander zu, der Fremde (ich für dich und du für mich) muß uns ganz Mensch werden, denn erst dann kann man sagen: Ich bin du. Und von dort ausgehend anfangen, zu lieben und zu verstehen.
Samstag, 12. September 2009
Schreibe von Amanda, denke an den Krieg
Wenn der große Zampano neben dem chronischen Zeitmangel eines satthatte, dann waren es die ständigen Niederlagen und Mißerfolge. Seinen größten Unsinn, in fünf Minuten beim Kacken hingekleckst, feierten die Leute als zeitlosen Klassiker; die guten Sachen hingegen fanden so gar kein Publikum.
Zampano hungerte nach Sieg. Dabei schwebte ihm nicht so ein lausiges 2:1 vor, sondern ein regelrechtes Massaker der guten Laune, ein Triumph, mit großer Parade, Orchester und schulfrei für alle.
Das Problem war nur: Er war jetzt fünfundvierzig, und es waren absolut keine Siege mehr in Sicht, nicht einmal mehr ein ordentlicher Kampf. Die Gegner von einst waren alle so lasch geworden. Früher waren sie noch hungrig und verbohrt, heute genossen sie gute Weine und saßen abends mit der Kanzlerin beisammen.
Langsam kam Zampano an einen Punkt, wo er das alles so dermaßen zum Kotzen fand, daß er am liebsten den Kurt Cobain gemacht hätte, wenn das nur nicht so abgeschmackt wäre. Auch da hatte er wieder den Absprung zur rechten Zeit verpaßt. Mit 27, klar, da geht das – aber jetzt mit Mitte 40 nahm ihm den an der Welt verzweifelnden Künstler doch keiner mehr ab.
Und so blieb ihm als Ausweg nur noch das Stupide. Mit schnellen Autos im Kreis rumfahren und es Formel 1 nennen. Mit dem Privatjet an exotische Orte fliegen, wo es auch nicht besser war als daheim in Sprockhövel. Sich limitierte Singles-Boxen von den Smiths kaufen, im Endeffekt aber doch immer nur die alten CDs auflegen. Zeit mit Büchern verplempern, die es gar nicht wert waren, geschrieben, geschweige denn: gelesen zu werden, aber irgendwie mußte man die Abende ja rumkriegen. Mit den schärfsten Frauen Deutschlands poppen und sich als Jurymitglied der Heidi-Klum-Show ausgeben. Sich an seiner alten Universität ehren lassen, obwohl man früher in den Vorlesungen immer nur geschlafen hat.
An diesem Abend schmiedete Zampano den Plan, eine Hosenfabrik in Bangladesch zu eröffnen und anschließend mit den Produkten von dort KiK Konkurrenz zu machen. Ein Mann braucht schließlich Abwechslung.
Nach dem Zähneputzen, vor dem Betthupferl drosch er auf sein Spiegelbild ein, bis Blut floß. Er saute das halbe Bad voll, aber wischte es nicht weg. Schließlich hatte er der Welt noch so viel zu geben, und wenn die Welt es schon nicht wollte, so mußte doch wenigstens die bulgarische Putzfrau angemessen beschäftigt werden.
Zampano hungerte nach Sieg. Dabei schwebte ihm nicht so ein lausiges 2:1 vor, sondern ein regelrechtes Massaker der guten Laune, ein Triumph, mit großer Parade, Orchester und schulfrei für alle.
Das Problem war nur: Er war jetzt fünfundvierzig, und es waren absolut keine Siege mehr in Sicht, nicht einmal mehr ein ordentlicher Kampf. Die Gegner von einst waren alle so lasch geworden. Früher waren sie noch hungrig und verbohrt, heute genossen sie gute Weine und saßen abends mit der Kanzlerin beisammen.
Langsam kam Zampano an einen Punkt, wo er das alles so dermaßen zum Kotzen fand, daß er am liebsten den Kurt Cobain gemacht hätte, wenn das nur nicht so abgeschmackt wäre. Auch da hatte er wieder den Absprung zur rechten Zeit verpaßt. Mit 27, klar, da geht das – aber jetzt mit Mitte 40 nahm ihm den an der Welt verzweifelnden Künstler doch keiner mehr ab.
Und so blieb ihm als Ausweg nur noch das Stupide. Mit schnellen Autos im Kreis rumfahren und es Formel 1 nennen. Mit dem Privatjet an exotische Orte fliegen, wo es auch nicht besser war als daheim in Sprockhövel. Sich limitierte Singles-Boxen von den Smiths kaufen, im Endeffekt aber doch immer nur die alten CDs auflegen. Zeit mit Büchern verplempern, die es gar nicht wert waren, geschrieben, geschweige denn: gelesen zu werden, aber irgendwie mußte man die Abende ja rumkriegen. Mit den schärfsten Frauen Deutschlands poppen und sich als Jurymitglied der Heidi-Klum-Show ausgeben. Sich an seiner alten Universität ehren lassen, obwohl man früher in den Vorlesungen immer nur geschlafen hat.
An diesem Abend schmiedete Zampano den Plan, eine Hosenfabrik in Bangladesch zu eröffnen und anschließend mit den Produkten von dort KiK Konkurrenz zu machen. Ein Mann braucht schließlich Abwechslung.
Nach dem Zähneputzen, vor dem Betthupferl drosch er auf sein Spiegelbild ein, bis Blut floß. Er saute das halbe Bad voll, aber wischte es nicht weg. Schließlich hatte er der Welt noch so viel zu geben, und wenn die Welt es schon nicht wollte, so mußte doch wenigstens die bulgarische Putzfrau angemessen beschäftigt werden.
Sonntag, 6. September 2009
Jungs namens Bernd haben grundsätzlich Unrecht
Arroganz muß man sich leisten können, fand der große Zampano. Demut ist aber auch nicht grade ein Schnäppchen.
In der Kunst, und da kannte er sich aus, denn die war sein Metier, gelten andere moralische Werte und Normen als in der wahren Welt. Also kann, darf und sollte man Frauen beleidigen, Negerchen schmähen, Behinderte nachäffen, Pädophilie und Nekrophilie bejahen, kleine Hunde und Katzen quälen, Krieg, Terror und Leichenfledderei als ästhetische Mittel anerkennen und sich über politische Aktivisten lustigmachen. Sich nach außen hin konsequent dekadent geben, kann wohl nur der wahre Moralist. Greenpeace ist doof, deswegen geh ich jetzt schön Pelze kaufen.
Sich etwas Teures leisten können, war aber nicht alles. Man brauchte auch die nötige Muße, um es hinterher, nach dem Erwerb, gepflegt abzunutzen und kaputtzumachen. Keine Zeit, keine Kleinigkeit.
Man kommt einfach zu nichts, in diesen läppischen 24 Stunden. Kaum aufgestanden, wird es auch schon wieder Zeit fürs Bettchen. Dieser Jack Bauer hat uns alle belogen.
Unser Zampano fand, es wurde langsam echt Zeit für seine Heiligsprechung. Doch der Vatikan stellte sich (noch) quer. Dabei hatte Zampi schon als kleiner Schulbub das Konzept des Heiligseins wahrlich knorke gefunden. Am liebsten mochte er immer die ganz alten Heiligen, die kaum noch einer kannte und die darum nie etwas zu tun hatten. Die würden sich bestimmt richtig drüber freuen, wenn plötzlich nach fünfhundert Jahren mal wieder ein liebes Menschlein wie er zu ihnen betet. Und der vergessene Heilige, arg gebauchpinselt durch das neuerliche Interesse an seiner bespinnwebten Person, würde natürlich Himmel und, hoho, Hölle in Bewegung setzen, um dem irdischen Hilfsgesuch vom kleinen Zampi nachzukommen. Allein schon wegen der Rührung, daß da unten doch noch jemand an ihn glaubte. Klassische Win-Win-Situation also.
Die Heiligen hingegen, die jeder kennt, zu denen konnte ja jeder kommen. Die waren, durch Tausende von Wünschen überlastet, sicherlich auf Jahre ausgebucht. Dann braucht man sich auch nicht wundern, wenn nach dem Beten nichts passiert. Nein, die wirklich Obskuren müßt Ihr suchen.
Also: Ein Heiliger sein, das wäre doch was. Warmherzig und großzügig. Jemand, der sich danach sehnt, den leidenden Seelen auf der Erde zu helfen.
Keine Schlußpointe diesmal.
In der Kunst, und da kannte er sich aus, denn die war sein Metier, gelten andere moralische Werte und Normen als in der wahren Welt. Also kann, darf und sollte man Frauen beleidigen, Negerchen schmähen, Behinderte nachäffen, Pädophilie und Nekrophilie bejahen, kleine Hunde und Katzen quälen, Krieg, Terror und Leichenfledderei als ästhetische Mittel anerkennen und sich über politische Aktivisten lustigmachen. Sich nach außen hin konsequent dekadent geben, kann wohl nur der wahre Moralist. Greenpeace ist doof, deswegen geh ich jetzt schön Pelze kaufen.
Sich etwas Teures leisten können, war aber nicht alles. Man brauchte auch die nötige Muße, um es hinterher, nach dem Erwerb, gepflegt abzunutzen und kaputtzumachen. Keine Zeit, keine Kleinigkeit.
Man kommt einfach zu nichts, in diesen läppischen 24 Stunden. Kaum aufgestanden, wird es auch schon wieder Zeit fürs Bettchen. Dieser Jack Bauer hat uns alle belogen.
Unser Zampano fand, es wurde langsam echt Zeit für seine Heiligsprechung. Doch der Vatikan stellte sich (noch) quer. Dabei hatte Zampi schon als kleiner Schulbub das Konzept des Heiligseins wahrlich knorke gefunden. Am liebsten mochte er immer die ganz alten Heiligen, die kaum noch einer kannte und die darum nie etwas zu tun hatten. Die würden sich bestimmt richtig drüber freuen, wenn plötzlich nach fünfhundert Jahren mal wieder ein liebes Menschlein wie er zu ihnen betet. Und der vergessene Heilige, arg gebauchpinselt durch das neuerliche Interesse an seiner bespinnwebten Person, würde natürlich Himmel und, hoho, Hölle in Bewegung setzen, um dem irdischen Hilfsgesuch vom kleinen Zampi nachzukommen. Allein schon wegen der Rührung, daß da unten doch noch jemand an ihn glaubte. Klassische Win-Win-Situation also.
Die Heiligen hingegen, die jeder kennt, zu denen konnte ja jeder kommen. Die waren, durch Tausende von Wünschen überlastet, sicherlich auf Jahre ausgebucht. Dann braucht man sich auch nicht wundern, wenn nach dem Beten nichts passiert. Nein, die wirklich Obskuren müßt Ihr suchen.
Also: Ein Heiliger sein, das wäre doch was. Warmherzig und großzügig. Jemand, der sich danach sehnt, den leidenden Seelen auf der Erde zu helfen.
Keine Schlußpointe diesmal.
Sonntag, 30. August 2009
Die beste Musik der Welt
Manche Menschen hinterlassen Spuren im Herzen, die man nie wieder wegbekommt und auch gar nicht wegkriegen will. Bei manchen Alben verhält es sich ebenso. Und manchmal fällt beides sogar zusammen.
Die ersten beiden Alben („Chega de Saudade“ und „O Amor, o Sorriso e a Flor“) von João Gilberto haben nicht nur 1959/60 so ziemlich im Alleingang die Bossa Nova aus der Taufe gehoben, sondern auch mir, über vierzig Jahre später, einiges an Empfindungen über das Leben, die Liebe und den ganzen Rest mitgegeben, um nicht zu sagen: zuvor ungeahnte Gedanken und Gefühle in mir hervorgerufen. Was vergraben war, wurde ans Licht gebracht, was schlummerte, geweckt. Eichendorff mag es mir nachsehen, aber: Die Welt hob an, zu singen, weil João das Zauberwort getroffen hatte. Diese Alben sind pure heart food, no less.
Alles Weitere ging dann ziemlich flott: Wenige Monate nach meiner Initiation durch die sanfte Welle traf ich ein ganz besonderes Mädchen, und ich erkannte durch sie, was mir die Bossa zuvor bereits eingeflüstert hatte. Daß wahres Glück nicht in der kurzfristigen Begeisterung, der Leidenschaft des Moments und der Euphorie der Überwältigung besteht, sondern in einem fortwährenden Gefühl des Geborgenseins, des Sich-mit-der-Welt-einverstanden-Erklärens. Ein tiefer Friede, ein Vertrauen und Sich-zuhause-Fühlen.
Die Zen-ähnliche Simplizität von Gilbertos Musik spricht zum geneigten Hörer und erzählt ihm genauso viel von der Welt wie der Wind in den Bäumen an einem Nachmittag im Juni. Man muß es nur begreifen können. Elegante Schlichtheit statt Lärm und Spektakel. Süße Melancholie, ein schöner Schmerz und zugleich, im selben Moment, auch hoffnungsfroher Aufbruch und jugendliche Frische.
João behandelt die Gitarre wie eine Geliebte und flüstert dazu mehr, als daß er singt. Er führt uns Manifestationen der Liebe vor: Verlangen und Freude, Zärtlichkeit, aber auch Schmerz und Trauer.
Eine spielerische, sommerliche Musik, die immer schon auch um den baldigen Verlust des augenblicklichen Glücks weiß. Liebe, dieses ewige Rätsel, hier begegnet es uns, in wundervolle Poesie und Töne verwandelt.
Harter Schnitt, in das Knistern der Auslaufrille hinein: Der Sommer ging vorbei und mit ihm auch mein Mädchen. Das Glück kam zu mir wie ein Traum. Es währte nicht lange. So wie fast alle guten Bossa Nova-Songs bleibt es in der Regel unter zwei Minuten, auf wenige kurze Augenblicke im Leben beschränkt. Die man zudem meist auch erst im Nachhinein, wenn alles schon wieder vorbei ist, als wahre Glücksmomente erkennt.
Das portugiesische Saudade wird auf den ersten Alben Gilbertos zu reinster Schönheit, zu einem vom Hörer tief empfundenen Lebensgefühl und -entwurf: Frisches Verlangen und zugleich auch schon das Wissen um dessen Verlust und Vergänglichkeit.
Und doch ist da, bei allem Schmerz, immer auch Zuversicht. Denn etwas, das einmal war, kann irgendwann auch wieder sein. So lange man lebt, besteht Hoffnung. Schließlich haben wir (und Leonard Cohen möge mir diesen letzten Kniff verzeihen) immer noch die Musik.
Die ersten beiden Alben („Chega de Saudade“ und „O Amor, o Sorriso e a Flor“) von João Gilberto haben nicht nur 1959/60 so ziemlich im Alleingang die Bossa Nova aus der Taufe gehoben, sondern auch mir, über vierzig Jahre später, einiges an Empfindungen über das Leben, die Liebe und den ganzen Rest mitgegeben, um nicht zu sagen: zuvor ungeahnte Gedanken und Gefühle in mir hervorgerufen. Was vergraben war, wurde ans Licht gebracht, was schlummerte, geweckt. Eichendorff mag es mir nachsehen, aber: Die Welt hob an, zu singen, weil João das Zauberwort getroffen hatte. Diese Alben sind pure heart food, no less.
Alles Weitere ging dann ziemlich flott: Wenige Monate nach meiner Initiation durch die sanfte Welle traf ich ein ganz besonderes Mädchen, und ich erkannte durch sie, was mir die Bossa zuvor bereits eingeflüstert hatte. Daß wahres Glück nicht in der kurzfristigen Begeisterung, der Leidenschaft des Moments und der Euphorie der Überwältigung besteht, sondern in einem fortwährenden Gefühl des Geborgenseins, des Sich-mit-der-Welt-einverstanden-Erklärens. Ein tiefer Friede, ein Vertrauen und Sich-zuhause-Fühlen.
Die Zen-ähnliche Simplizität von Gilbertos Musik spricht zum geneigten Hörer und erzählt ihm genauso viel von der Welt wie der Wind in den Bäumen an einem Nachmittag im Juni. Man muß es nur begreifen können. Elegante Schlichtheit statt Lärm und Spektakel. Süße Melancholie, ein schöner Schmerz und zugleich, im selben Moment, auch hoffnungsfroher Aufbruch und jugendliche Frische.
João behandelt die Gitarre wie eine Geliebte und flüstert dazu mehr, als daß er singt. Er führt uns Manifestationen der Liebe vor: Verlangen und Freude, Zärtlichkeit, aber auch Schmerz und Trauer.
Eine spielerische, sommerliche Musik, die immer schon auch um den baldigen Verlust des augenblicklichen Glücks weiß. Liebe, dieses ewige Rätsel, hier begegnet es uns, in wundervolle Poesie und Töne verwandelt.
Harter Schnitt, in das Knistern der Auslaufrille hinein: Der Sommer ging vorbei und mit ihm auch mein Mädchen. Das Glück kam zu mir wie ein Traum. Es währte nicht lange. So wie fast alle guten Bossa Nova-Songs bleibt es in der Regel unter zwei Minuten, auf wenige kurze Augenblicke im Leben beschränkt. Die man zudem meist auch erst im Nachhinein, wenn alles schon wieder vorbei ist, als wahre Glücksmomente erkennt.
Das portugiesische Saudade wird auf den ersten Alben Gilbertos zu reinster Schönheit, zu einem vom Hörer tief empfundenen Lebensgefühl und -entwurf: Frisches Verlangen und zugleich auch schon das Wissen um dessen Verlust und Vergänglichkeit.
Und doch ist da, bei allem Schmerz, immer auch Zuversicht. Denn etwas, das einmal war, kann irgendwann auch wieder sein. So lange man lebt, besteht Hoffnung. Schließlich haben wir (und Leonard Cohen möge mir diesen letzten Kniff verzeihen) immer noch die Musik.
Samstag, 22. August 2009
Anne Heche kann zaubern
Als ich am Sonntag mit meinen Hunden Gassi ging, kam ich an der Christlichen Gemeinde in unserem Dorf vorbei. Für diese Freikirche Schrägstrich Sekte habe ich nie viel übrig gehabt, doch jetzt, im strömenden nachmittäglichen Regen, taten sie mir fast ein bißchen leid. Das hier sollte ihr Sommerfest sein, und sie kauerten sich hilfesuchend unter Regenschirme und Vordächer. Das Volleyballturnier ward ersatzlos gestrichen, die Würstchen schmeckten auch niemandem so recht. Im Vorbeigehen dachte ich so bei mir: Petrus muß ein Katholik sein. Für Freibeuter des Glaubens hat er wenig übrig.
Wenig übrig hat der geneigte Leser für abrupte Themenwechsel. Doch sei’s drum: Mein Leben ist ein bißchen wie Bossa Nova. Da geht es auch nicht um die gespielten, sondern einzig und allein um die ausgelassenen Noten. Das Gegenteil von Virtuosität also.
Abends kam dann noch Atze Oscar Wilde auf ein Bierchen vorbei. Der gab mir völlig recht und meinte: Mein Genie habe ich auch immer bloß auf mein Leben verwandt; in meinen Büchern steckt nur mein Talent. Darauf noch ein Iserlohner. Prost.
Als der britische Besuch wieder weg war, wankte ich noch auf eine Runde Spaß und Spielerei völlig betrunken ins Internet. Dort wurde mir schlagartig ganz anders. Die Leute von dieser Zornzeit hatten es auch nicht mehr drauf. Ihr Blog ist inzwischen viel zu fiktiv geworden, die Maskeraden der Ironie zu läppisch und privat, um noch Weltgehalte, Erfahrungen oder Gedanken erkennbar werden zu lassen. Pfui Deibel. Wer liest denn so was?
Deshalb hier mal, zum Ausschlagen schön, endlich wieder das nackte, pure, pochende und rohe Leben höchstselbst: Letzte Nacht, lange vor dem verplästerten Sommerfest und Wildes Besuch, fühlte ich mich unheimlich allein. Ich wurde wach und hatte auf einmal das Gefühl, der letzte Mensch auf Erden zu sein. Doch dann entdeckte ich zum Glück, daß da doch jemand war, denn in diesem Moment erblickte ich die wunderschöne nackte Frau, die neben mir auf dem Bett lag und mich irgendwie total unternehmungslustig anlächelte. Ihre unwiderstehliche Kleiderlosigkeit, ihre ungezügelte Leidenschaft sprang mir regelrecht entgegen – aus dem aufgeklappten Mittelteil eines am Vortag von mir gekauften Herrenmagazins.
Wenig übrig hat der geneigte Leser für abrupte Themenwechsel. Doch sei’s drum: Mein Leben ist ein bißchen wie Bossa Nova. Da geht es auch nicht um die gespielten, sondern einzig und allein um die ausgelassenen Noten. Das Gegenteil von Virtuosität also.
Abends kam dann noch Atze Oscar Wilde auf ein Bierchen vorbei. Der gab mir völlig recht und meinte: Mein Genie habe ich auch immer bloß auf mein Leben verwandt; in meinen Büchern steckt nur mein Talent. Darauf noch ein Iserlohner. Prost.
Als der britische Besuch wieder weg war, wankte ich noch auf eine Runde Spaß und Spielerei völlig betrunken ins Internet. Dort wurde mir schlagartig ganz anders. Die Leute von dieser Zornzeit hatten es auch nicht mehr drauf. Ihr Blog ist inzwischen viel zu fiktiv geworden, die Maskeraden der Ironie zu läppisch und privat, um noch Weltgehalte, Erfahrungen oder Gedanken erkennbar werden zu lassen. Pfui Deibel. Wer liest denn so was?
Deshalb hier mal, zum Ausschlagen schön, endlich wieder das nackte, pure, pochende und rohe Leben höchstselbst: Letzte Nacht, lange vor dem verplästerten Sommerfest und Wildes Besuch, fühlte ich mich unheimlich allein. Ich wurde wach und hatte auf einmal das Gefühl, der letzte Mensch auf Erden zu sein. Doch dann entdeckte ich zum Glück, daß da doch jemand war, denn in diesem Moment erblickte ich die wunderschöne nackte Frau, die neben mir auf dem Bett lag und mich irgendwie total unternehmungslustig anlächelte. Ihre unwiderstehliche Kleiderlosigkeit, ihre ungezügelte Leidenschaft sprang mir regelrecht entgegen – aus dem aufgeklappten Mittelteil eines am Vortag von mir gekauften Herrenmagazins.
Samstag, 15. August 2009
Schokoladenjesus
Jahesius Krüst shuffelte sich gemächlich an den Schreibtisch und machte mal wieder was:
Kriegte ich es bezahlt, würde ich mehr schreiben. Würde ich es bezahlt kriegen, wäre es ein Beruf. Wäre es mein Beruf, müßte ich es jeden Tag machen. Täte ich es jeden Tag, würde mir der Spaß daran abhandenkommen. Ohne Spaß, müßte ich mich aber quälen, mir Wörter und Sätze aus der Nase ziehen, Formulierungen abringen. Ich würde zur Worthure. So aber schreibe ich, wie viele junge Männer ficken: zum reinen Vergnügen und nicht für Geld. Cash ist nicht alles im Leben. Sorry Johnny.
Später zog sich Krüst in die Garage zurück, wo er letzte Woche seinen Hund überfahren hatte. Doktor House hatte gemeint, es wäre ein Unfall gewesen, und wer wollte Hugh Laurie schon widersprechen?
Wieder sprechen wir davon, wie des Künstlers Position in unserer Welt ausschaut. Daß ein eigener Stil beim Publikum gut ankommt, muß eigentlich für den Künstler bedeuten, ihn hinter sich zu lassen, den Stil, nicht den Publikum, denn der heißt das.
Auf jeden Fall muß ein Künstler in solch Situation die schrillenden Alarmglocken abschalten, beim lokalen Sicherheitsdienst anrufen, um denen mitzuteilen, daß nichts passiert ist, sich vielleicht noch fix einen Kaffee trinken, aber spätestens dann gleich, sofort und auf der Stelle was anderes als bisher machen. Nicht mehr die typische Scheiße, sondern ganz neue Scheiße abliefern. Nicht mehr oben blau und unten rosa, sondern links schwarz und rechts Zimt. Das gilt natürlich nicht nur für die Malerei, sondern für den Rest auch.
Restlich bedient war unser Krüst, als er abends in den Flimmerkasten schaute, und mein lieber Scholli, was er da für schröckliche Gestalten erblickte, potzblitz, er dachte erst, es wäre ein neuer Zombiefilm von George A. Romero, doch nein, es war dann doch nur Zeit für den beliebtesten Privatsender der Republik.
Früher, also in seinen Jugendjahren, das war gegen Ende des Kaiserreichs, mußte man noch etwas können oder geleistet haben, um ins Fernsehen zu kommen. Heute reicht es schon aus, wenn daheim ein verhaltensauffälliges Kind sitzt, man ein bißchen kochen kann oder aber den ganzen Arsch voll Schulden hat.
Derart angepißt, ging Krüst nach oben ins Schlafzimmer, löschte das Licht und legte Watertown von Frank Sinatra auf. Tolle Platte. Kennt nur keiner.
Kriegte ich es bezahlt, würde ich mehr schreiben. Würde ich es bezahlt kriegen, wäre es ein Beruf. Wäre es mein Beruf, müßte ich es jeden Tag machen. Täte ich es jeden Tag, würde mir der Spaß daran abhandenkommen. Ohne Spaß, müßte ich mich aber quälen, mir Wörter und Sätze aus der Nase ziehen, Formulierungen abringen. Ich würde zur Worthure. So aber schreibe ich, wie viele junge Männer ficken: zum reinen Vergnügen und nicht für Geld. Cash ist nicht alles im Leben. Sorry Johnny.
Später zog sich Krüst in die Garage zurück, wo er letzte Woche seinen Hund überfahren hatte. Doktor House hatte gemeint, es wäre ein Unfall gewesen, und wer wollte Hugh Laurie schon widersprechen?
Wieder sprechen wir davon, wie des Künstlers Position in unserer Welt ausschaut. Daß ein eigener Stil beim Publikum gut ankommt, muß eigentlich für den Künstler bedeuten, ihn hinter sich zu lassen, den Stil, nicht den Publikum, denn der heißt das.
Auf jeden Fall muß ein Künstler in solch Situation die schrillenden Alarmglocken abschalten, beim lokalen Sicherheitsdienst anrufen, um denen mitzuteilen, daß nichts passiert ist, sich vielleicht noch fix einen Kaffee trinken, aber spätestens dann gleich, sofort und auf der Stelle was anderes als bisher machen. Nicht mehr die typische Scheiße, sondern ganz neue Scheiße abliefern. Nicht mehr oben blau und unten rosa, sondern links schwarz und rechts Zimt. Das gilt natürlich nicht nur für die Malerei, sondern für den Rest auch.
Restlich bedient war unser Krüst, als er abends in den Flimmerkasten schaute, und mein lieber Scholli, was er da für schröckliche Gestalten erblickte, potzblitz, er dachte erst, es wäre ein neuer Zombiefilm von George A. Romero, doch nein, es war dann doch nur Zeit für den beliebtesten Privatsender der Republik.
Früher, also in seinen Jugendjahren, das war gegen Ende des Kaiserreichs, mußte man noch etwas können oder geleistet haben, um ins Fernsehen zu kommen. Heute reicht es schon aus, wenn daheim ein verhaltensauffälliges Kind sitzt, man ein bißchen kochen kann oder aber den ganzen Arsch voll Schulden hat.
Derart angepißt, ging Krüst nach oben ins Schlafzimmer, löschte das Licht und legte Watertown von Frank Sinatra auf. Tolle Platte. Kennt nur keiner.
Abonnieren
Posts (Atom)